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Pädophile Straftäter: meist gute Mitarbeit in der Therapie

Sind pädophile Straftäter erfolgreich therapierbar? Wie bewerten sie selbst ihre psychotherapeutische und medikamentöse Behandlung im Maßregelvollzug? Erstmals hat Dr. Michael Stiels-Glenn diese Fragen in einer qualitativen Studie wissenschaftlich untersucht und kommt nach vertraulichen Interviews mit 30 Patienten zu differenzierten Befunden. Die Arbeit erscheint aktuell bei Pabst Publishers.

"Bei Delikten an Kindern fällt auch Fachkräften im Maßregelvollzug oft eine Einfühlung schwer. Viele sind froh, wenn sie möglichst viel Abstand zu sexuellen Missbrauchern und zu Pädophilen halten können. Therapien mit Sexualtätern werden häufig als lästige Pflicht gesehen," weiß der Wissenschaftler aus seiner Erfahrung als therapeutischer Supervisor.
 
Daher überraschten ihn einige Ergebnisse: "Trotz mancher Kritik schilderten die meisten Patienten ihre Therapie und ihre TherapeutInnen differenziert und wertschätzend." Meist identifizierten sich PatientInnen mit den Diagnosen und Einschätzungen ihrer TherapeutInnen - inclusive dem Sprachstil. Häufig reflektierten Patienten detailliert ihre Therapieverläufe - günstige wie ungünstige, u.U. mit dem Ergebnis, dass die Zeit für eine Entlassung noch nicht reif sei. Stiels-Glenn war überrascht, wie engagiert die Mehrheit der Patienten in der Therapie mitarbeitet. "Einige Interviewpartner versuchen, sich einzufühlen, wie es Therapeuten und Pflegepersonal bei ihrer Arbeit geht."
 
Vier Studienteilnehmer aus zwei Kliniken schildern sexuelle Handlungen von TherapeutInnen an Patienten. Das Verhalten verstößt gegen die Berufsethik und ist strafbar. Stiels-Glenn wertet die Informationen zurückhaltend: "Es leuchtet ein, dass das Verhalten insbesondere in der Behandlung von Sexualstraftätern problematisch ist."
 
Trotz aller Einschränkungen kommt der Wissenschaftler bei den Teilnehmern seiner Studie zu dem Ergebnis, "dass eine Behandlung von Pädophilen im Maßregelvollzug das Interesse der Gesellschaft an einer Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung erfüllt, weil sich die Patienten mit ihren Delikten und deren dynamischen Hintergründen auseinandersetzen. Wo die Passung zwischen Therapeuten und Patienten gelingt, wird auch das Bedürfnis nach subjektivem Wohlbefinden erfüllt."
 
Allerdings lässt die Studie auch Defizite erkennen: "Die Angaben der Interviewpartner legen nahe, dass viele Therapeuten und Mitarbeiter an ihren theoretischen Vorstellungen über eine ´gesunde´ Persönlichkeitsstruktur bei ihren Patienten arbeiten müssen."

Therapie mit Pädophilen? Pädophile beurteilen ihre Therapie
Stiels-Glenn, Michael




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