Kinder verinnerlichen das Desinteresse oder Interesse, das ihre Eltern ihnen vorleben. Ziegler und Stöger zitieren einen Spruch, der einen Wahrheitskern enthält: "Erziehung ist völlig vergeblich, die Kinder machen einem doch alles nach."
Die Vorbildfunktion der Eltern gibt den Ausschlag: Erleben Kinder Erwachsene bei einer Lektüre, bei einem e-learning, bei einer Fortbildung o.ä., wird Lernen zur Selbstverständlichkeit. Spüren Kinder, dass die Erwachsenen sich für diese Tätigkeiten wirklich interessieren und engagieren, überträgt sich dieser Ansporn positiv.
Kinder haben häufig den Eindruck, dass Erwachsene alles wissen. Die Lehrkraft hat das Wissen parat, das sie vermittelt; Eltern können auf die meisten Fragen antworten, ohne sich extra informieren zu müssen. Doch in Wahrheit benötigen und nutzen auch Erwachsene ihre Informationsquellen. Um ihrem Kind auch diesbezüglich ein Lernvorbild zu sein, sollten Eltern so häufig wie möglich vor bzw. gemeinsam mit ihm nach Informationen suchen. Dies ist einer der stärksten Lernmotivatoren.
Werden Kinder größer und unabhängiger, verändert sich die Rolle der Eltern allmählich: Mehr und mehr wird ein selbstreguliertes, zielorientiertes Lernen sinnvoll. Wie ein Coach sollten die Eltern die Kinder anleiten, sich realistische einzelne Lernziele zu setzen und die geeigneten Lernmethoden zu entwickeln. Die Psychologen empfehlen: "Bei der Verfolgung dieser Lernziele bieten Eltern - falls gewünscht und notwendig - immer wieder Feedback an. Dieses informiert nicht primär über den Erfolg der Lernbemühungen, sondern vor allem darüber, ob richtig gelernt wurde. So betonen und demonstrieren Eltern immer wieder, wie wichtig das Wie des Lernens ist. Sie fordern ihre Kinder zur Selbstbeobachtung des eigenen Lernprozesses auf und bieten Tipps," die Lernstrategieen vielleicht noch weiter zu optimieren.
Das Buch enthält eine große Zahl an konkreten Tipps ... auch zur Motivation, zu Ängsten, zur Begabungserkennung, zum Loben. Wie lobt man eine Schülerzeichnung optimal? Z.B.: "Sie ist schön." Und suboptimal: "Sie gefällt mir." Denn: Das Kind soll für seine Leistung als solche gelobt werden und nicht für das Echo anderer. Deshalb ist es auch grobfalsch und langfristig schädlich, Kinder mit Belohnungen zum Lernen motivieren zu wollen. Ein derartiger Köder kann zu verschiedensten Aktivitäten motivieren, lenkt jedoch vom eigentlichen Unterrichtsstoff zielgerichtet ab. Letztlich vergiftet die Belohnung die Beziehung des Kindes zum Lernen.
Literatur
Albert Ziegler, Heidrun Stöger: Pädagogisches Kompaktwissen für Eltern von Schulkindern.
Pabst, 108 Seiten Großformat. Paperback ISBN 978-3-89967-369-2