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Orthorexie: wenn gesundes Essen zum schädlichen Zwang wird

Die Sorge um gesundes Essen kann zum Zwang werden - meist relativ unauffällig, doch zu extremen Ausmaßen steigerungsfähig. Nimmt das Verhalten pathologische Züge an, sprechen Psychologen von Orthorexie. Sie kann u.U. zur Mangelernährung mit tödlichen Folgen führen, berichtet Professor Dr. Ulrich Voderholzer in seinem Beitrag zum aktuellen Reader "Gesundheitszwänge".

"Was dabei als gesundes Essverhalten definiert wird, unterliegt weniger objektiven Kriterien, die willkürlich gewählt sind oder sich an einer bestimmten Ernährungslehre orientieren. So streichen manche Orthoretiker beispielsweise Fleisch und/oder Milchprodukte von ihrem Ernährungsplan, meiden Lebensmittel mit künstlichen Zusatzstoffen oder orientieren sich an spirituellen Ansätzen. Schon geringe Abweichungen von den festgelegten Regeln können Anspannung, Angst, Schuldgefühle oder Selbsthass auslösen. Durch eine immer eingeschränktere Nahrungsauswahl kann es zu gefährlichen Folgeschäden kommen: Nährstoff- und Energiemangel, Schlafstörungen, Antriebslosigkeit ..."

Wie Orthorexie in die bestehende Krankheitssystematik einzuordnen ist, kann auch Voderholzer nicht entscheiden. Er denkt allerdings in erster Linie an Essstörungen. "Die strenge Kontrolle über das Essverhalten und die Lebensmittelwahl erinnert an das selektive Essen bei Anorektikerinnen. Hier wird die Nahrung in erlaubte und verbotene Lebensmittel eingeteilt. Auch das bei Anorektikerinnen häufige Auftreten von Zwangsritualen, wie z.B. das Essen aus immer den gleichen Gefäßen sowie das Essen mit Stäbchen oder das Löffeln von Getränken verdeutlicht den Bezug zu Essstörungen"

Anderseits: "Die Rigidität des Verhaltens bei Orthorexie, das starre Befolgen der selbst auferlegten Regeln sowie die Anspannung und Angst bei Verstoß gegen diese Regeln verdeutlicht die Ähnlichkeit zu Zwangsstörungen, v.a. zwanghafte Persönlichkeitsstörungen." Der Autor sieht die Orthorexie insgesamt im "Überschneidungsbereich Essstörung, Hypochondrie und Zwang." Bei der Behandlung empfiehlt er, sich an denjenigen "Leitlinien zu orientieren, die dem klinischen Bild am nächsten stehen."

Der Beitrag ist enthalten in:

Hans-Wolfgang Hoefert, Christoph Klotter (Hrsg.) Gesundheitszwänge. Pabst, 384 Seiten, ISBN 978-3-89967-872-7




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