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Musiktherapie mit Opern: Anstöße zur Selbstreflexion und Selbstregulation

Oper als Therapeutikum ist das Thema der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Musik-, Tanz- & Kunsttherapie". Zahlreiche Opern zeigen Charaktere mit psychopathologischem Profil; ihre musikalisch-dramatischen Pathographien können zur Selbsterkenntnis und damit zur Selbstregulation von PatientInnen beitragen. "Opernbasierte Behandlung zeichnet sich als Erfolg versprechender Pfad in der musiktherapeutischen Szene ab," urteilt Prof. DDDr. Wolfgang Mastnak.

"Operncharaktere faszinieren mitunter durch ihre psychischen Auffälligkeiten und Abnormitäten - bis hin zu manifesten Störungen. Komponisten nehmen - oft mit exorbitantem Spürsinn für psychopathologische Charakteristika und Dynamiken - ihre je einzigartige Tonsprache, um solchen Phänomenen klingenden Ausdruck zu verleihen. In den künstlerischen Darstellungen sehen sich PatientInnen oft wesentlich treffender wiedergegeben als in den Items standardisierter klinischer Inventare. Das ist für die individualisierte und qualitative Behandlung von kaum abschätzbarem Wert."

Mastnak reflektiert in seinem Beitrag den "musikdramatischen Ausdruck ausgewählter Operngestalten. Hier kommen der schizophrene Schub und die Selbstrichtung von Alban Bergs Wozzeck ebenso zur Sprache wie die Zwangs- und Impulskontrollstörung des Protagonisten in Paul Hindemiths Cardillac oder die psychotischen Halluzinationen Boris Godunovs in der gleichnamigen Oper von Modest Mussorgski. Dabei zeigt sich das höchst nuancierte Potenzial von Musik, selbst komplexe und schwer einzuordnende Problematiken klanglich aufschlussreich auszuleuchten - so etwa die histrionische Persönlichkeitsstörung und vernichtende sexuelle Perversion der Salome bei Richard Strauss oder die Vermischung von Besessenheit und sexuellem Wahn in Krzysztof Pendereckis Oper "Die Teufel von Loudun". Oper umspannt ein weites psychopathologisches Spektrum und bewegt sich zwischen so unterschiedlichen Polen wie der erziehungsbedingten oppositionellen Verhaltensstörung in Maurice Ravels Oper L´Enfant et les sortileges oder der rührenden und nicht ganz glaubwürdigen Suizidabsicht des Papageno in Mozarts Zauberflöte ,,,"

Prof. DDr Karl Hörmann konkretisiert die multimodale künstlerische Ton-Therapie anhand von Verdis Oper Rigoletto. Die Wahl begründet er mit der "auch heute noch verbreiteten Realistik ihrer Thematik, der einzigartigen Melodienseligkeit und großen, leicht mitzuerlebenden Dramatik. Verdi hat die Hauptpersonen in Rigoletto ausdrücklich in ihren Widersprüchen dargestellt und es verstanden, diese musikalisch unverwechselbar zu charakterisieren." Hörmann stellt eine große Zahl unterschiedlicher Rigoletto-Inszenierungen vor - mit dem jeweiligen Link zu deren Präsentation auf Youtube. Damit steht vielfältiges therapeutisches Vergleichsmaterial zur Verfügung. Hörmann empfiehlt dem Betrachter:

- aus der Fülle der in Youtube abrufbaren Filme zunächst nur die  Musik anhören und evtl. dazu die angegebene Partitur mitlesen und

- sich einige Szenen in ca. fünf Videos anschauen und hinsichtlich der musikalischen Interpretation, des Bühnenbildes, der Kleidung, Fortbewegung und Körpersprache vergleichen.

- Im Hinblick auf therapeutisches Procedere spielt dann die Wahl der ton-therapeutischen Methode eine Rolle - ggfs. kognitive Umstrukturierung oder Erlebnisintensivierung

Hörmann empfiehlt in diesem Kontext die rhythmisch-energetische Strukturanalyse.
 

Das Dutzend Beiträge der Zeitschrift spiegelt eine Fülle wissenschaftlich fundierter Behandlungsmöglichkeiten und erweitert das Repertoire künstlerischer Therapien/.

 

Musik-, Tanz-& Kunsttherapie II / 2023,
Schwerpunkt: Oper und Therapie 

https://www.psychologie-aktuell.com/journale/mtk/bisher-erschienen/inhalt-lesen/2023-2-2.html

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