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Musik ist durch die Corona-Pandemie systemrelevanter als zuvor

Die Einschränkungen der COVID19-Pandemie wirken sich auf annähernd ein Drittel der Kinder und Jugendlichen psychopathologisch aus. Demgegenüber kann künstlerischer Unterricht - innerhalb wie außerhalb der Schule - Ich-Identität, affektive Selbstregulation, Sozialkommunikation u.a. günstig beeinflussen. Kooperationen mit künstlerischen Therapien könnten neue musik-, kunst- und bewegungspädagogische Modelle optimieren, empfiehlt Professor DDDr. Wolfgang Mastnak in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Musik-, Tanz- und Kunsttherapie".

 

 

"Vulnerabilität und defizitäre Resilienz haben zusammen mit direkten COVID19-assoziierten Belastungen mitunter verheerend pathogenes Potenzial:

- soziale Deprivation, Isolation, Verlust sozial inclusiver Peer-Groups, emotionale Vereinsamung

- konditionierte Virus-/Erregerphobie, Sozialpanik und Internalisierung elterlicher Ängste

- Überforderung mit selbst verantworteten Tagesstrukturen und komplexem Selbst-/Arbeitsmanagement

- Hilflosigkeit mit Bezug auf schulische Lernprozesse"

"Mensch und Musik gehören - wie Mensch und Künste generell - zusammen, womit bei der Legitimation von schulischem Musikunterricht die Differenzierung in Musik als Wert für sich und in Sekundärerträge aus Musik verschwimmen. Denn wenn Klang und Rhythmus die Neuroplastizität fördern, Kreativität mit dem mächtigen Default Mode Network Hand in Hand geht und Musik erst durch eine neurokognitive Konstruktion zu dem wird, was uns so berührt, dann lassen sich Mensch und Musik in ihrer Wesenhaftigkeit nicht mehr vollends separieren: Ästhetisches Phänomen und nicht-musikalische Effekte sind zutiefst ineinander verwoben.

Damit wird auch die Ignoranz von Politikern, die Künste ins Abseits des Nicht-Systemrelevanten stellen, deutlich. Quintenzirkel, Bachs Geburtstag und die Definition einer Solokadenz sind gewiss nicht lebensrelevant, Musik aber ist es. Und dies deutlich zu machen, dürfte zu den zentralen Aufgaben von Musikpädagogen, Musiktherapeuten und Musikphilosophen gehören," empfiehlt Mastnak seinen KollegInnen.

In der gleichen Ausgabe der Zeitschrift publiziert er ein Gespräch mit Maria Emilia Ciria Buil über Flamenco. Die spanische Tanztherapeutin: "Flamenco zu tanzen, um fit zu bleiben, so wie man ins Fitnessstudio geht, wäre ein Missverständnis. Mit seinen Anforderungen an eine sehr strenge, aufrechte Haltung und den Ausdruck des Stolzes, verhilft Flamenco dazu, den Selbstwert zu finden und auszudrücken. Aber es geht dabei nicht um egoistische Selbstbehauptung oder Selbstdarstellung, sondern darum, den Wert des Menschen angesichts der Schicksalserfahrungen gelten zu lassen. Diese Anforderungen müssen nicht mitgebracht, sondern können beim Tanz aufgebaut und stabilisiert werden." Ciria Buil sieht im Flamenco-Tanz v.a. für Menschen mit Selbstzweifeln gute therapeutische Erfolge.


Journal

Musik-, Tanz- & Kunsttherapie
32. Jahrgang · 2022 · Heft 1
Pabst, 2022 ISSN 0933-6885

 




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