Musik tut gut - das gilt nicht nur für gesunde Menschen, die sich über ihren Lieblingssong im Radio freuen oder sich zu sanften Klängen entspannen. Selbst Patienten, die sich in einem Koma oder Wachkoma befinden, bleiben von Musik nicht unberührt. Das berichten Teresa Grimm und Gunter Kreutz von der Universität Oldenburg in der Fachzeitschrift Brain Injury. Die beiden Musikwissenschaftler haben Studien zusammengetragen und ausgewertet, die sich mit der Wirkung von Musik auf Patienten mit Bewusstseinsstörungen befassen.
"Tiefgreifende Bewusstseinsstörungen verwehren den Patientinnen und Patienten weitgehend die Kontaktaufnahme mit der Umwelt", so Kreutz. Um die Lebensqualität dieser Menschen zu verbessern, wird häufig Musik abgespielt, die sie in ihrem früheren Leben gerne mochten. Manchmal kommen auch verschiedene Formen von Musiktherapie zum Einsatz, bei denen ein Therapeut singt oder Rhythmen und Melodien an den Atemrhythmus des Patienten anpasst. Grimm und Kreutz werteten insgesamt 22 Studien aus, die zum größten Teil in den letzten zehn Jahren erschienen und insgesamt 329 Patienten einschlossen.
Das Ergebnis ist, dass Musikinterventionen und Musiktherapien häufig positive Effekte nach sich zogen. Die Patienten blinzelten zum Beispiel häufiger mit den Augen, veränderten ihren Gesichtsausdruck und atmeten tiefer. Bei einigen veränderte sich der Herzschlag. In einzelnen Studien wurden auch verstärkte Gehirnaktivitäten beobachtet. "Methodisch hochwertige Untersuchungen sind allerdings noch selten", berichtet Kreutz. Die beiden Wissenschaftler konnten daher nicht eingrenzen, ob etwa bestimmte Eigenschaften der Musikstücke oder eher biografische Faktoren für die positive Wirkung der Musik verantwortlich waren. Der Musikwissenschaftler betont jedoch: "Musikbasierte Therapien und Interventionen bleiben aufgrund ihrer hohen Sicherheit und relativen Nebenwirkungsfreiheit ein wichtiger Baustein in der Lebensbegleitung von Menschen mit Bewusstseinsstörungen."