Franzen: "Das vorrangige Ziel der Einbindung von kunstbasierten Therapieansätzen besteht in einer Erweiterung der Perspektiven der PatientInnen. Der Blick und das Erkennen der PatientInnen und derTherapeutInnen soll über den definierten Horizont des eigentlichen Bereiches eines psychischen Leidens hinausgelenkt werden - auf zusätzliche, ausschlaggebende Aspekte."
Beispielhaft berichten Alena und Georg Franzen über eine depressive Patientin - mit einem hohen, ungestillten Bedürfnis nach Fürsorge und Aufmerksamkeit. Die Frau erinnerte sich an ein Bild von Monet mit dem Blick auf den Seerosenteich, es folgten Imaginationen und dann viele Tage im Museum; die Bilder dynamisierten ihre Kraft, ihren Mut, ihre Zuversicht. Die Therapie wurde erfolgreich.
Maria Büter: "Für viele, die sich bisher mit Meditation oder Yoga nicht anfreunden mochten, könnte Slow-Looking die langersehnte Technik für Entschleunigung und Achtsamkeit darstellen." Es hilft, "sich vor einem Kunstwerk fünf bis zehn Minuten Zeit zu nehmen. Schon nach zwei Minuten werden Sie erstaunt sein, was Sie alles im Kunstwerk entdecken können. Was sehen Sie? Welche Farben? Welche Struktur? Was könnte die Geschichte hinter dem Werk sein? Haben Sie Mut zu träumen und eine Beziehung aufzubauen. Versuchen Sie nicht, das Werk nach Schönheit oder nach Fähigkeiten des Kunstschaffenden zu bewerten. Lassen Sie das Handy in der Tasche. Und vielleicht haben Sie bald Ihre neue Lieblingsbeschäftigung für mehr Entspannung gefunden ..."
Die Kunstpsychotherapeutin ist optimistisch: "Das Slow-Art-Movement findet immer mehr AnhängerInnen und ist mittlerweile auch für die Forschung relevant, die ein großes gesundheitliches Potential für MuseumsbesucherInnen und KunstliebhaberInen zu entdecken scheint ..."
IN: Musik-, Tanz- und Kunsttherapie 2024-1
Schwerpunktthema:
Rezeptive Kunsttherapie im Museum
GastherausgeberIn: Georg Franzen & Julia Otto