Gurris skizziert unterschiedlichste Formen und Folgen der Folter. "Auf den ersten Blick können wir selten körperliche Beschädigungen erkennen. Die ´moderne´ Folter versucht zunehmend, überdauernde körperliche Spuren zu vermeiden, und wendet sich vor allem der psychologischen Zerstörung der Persönlichkeit zu.
Stellen wir uns z.B. einen der vielen kurdischen Bauern aus der Osttürkei vor, deren Dörfer zerstört wurden, deren Frauen vergewaltigt wurden, und die unzählige Male in der Karakols von Polizisten verhört und gefoltert wurden. Sie haben oft alles verloren - inclusive ihrer Selbstachtung. Sie sind hinauskatapultiert in eine fremde Welt, kaserniert in einem deutschen Flüchtlingsheim, das ihre Gepflogenheit nicht achten will oder kann und in dem die totale Bevormundung herrscht. In der Tasche haben sie den Ablehnungsbescheid, der ihnen droht, sie wieder dorthin zurückzuschicken, wo sie u.U. der Tod erwartet." Wie soll in dieser alptraumartigen Situation eine Psychotherapie gelingen?
Gurris beschreibt ein fast unüberschaubares, verwirrendes Spektrum psychischer Reaktionen auf Foltertraumata - für den Laien oft nicht erkennbar. Z.B. somatisieren Folteropfer mehr als häufig ihr Trauma - mit langanhaltenden massiven Schmerzen, für die kein Arzt ein physiologisches Korrelat finden kann. Ein irrtümlicher Verdacht des Simulantentums kann entstehen - u.U. mit schwerwiegenden Folgen, etwa einer zwangsweisen Rückführung.