Dass psychologische Faktoren zu einer physischen Schmerzempfindung beitragen können, ist keine neue Erkenntnis. Frühere Studien bestätigten bereits einen positiven Zusammenhang zwischen der Angst vor dem erwarteten Schmerz und dem tatsächlichen akuten Schmerz nach einer Operation. Meist standen diese aber auch in Verbindung mit starken präoperativen Schmerzen.
Die Lübecker Wissenschaftler untersuchten nun ausschließlich die Patienten ohne präoperative Schmerzen: Wie oft entwickeln sie chronische postoperative Schmerzen und welche psychologischen Patientenmerkmale sind damit assoziiert?
Tatsächlich zeigten tendenziell mehr Patienten, die vor der Operation ein erhöhtes Angst- und Stressverarbeitungslevel aufwiesen, postoperative Schmerzen als solche, die dem Eingriff angstfreier entgegensahen. Ein Zusammenhang war auch mit der Stärke des postoperativen Akutschmerzes zu erkennen: Wer unter starken Schmerzen direkt nach der Operation litt, hatte wahrscheinlicher mit chronischen Schmerzen auch noch sechs Monate danach zu kämpfen.
Die meisten der Schmerzpatienten sahen die Operation selbst als Hauptursache für ihre chronischen Schmerzen. Vor allem die, die nicht vollständig von der Notwendigkeit des Eingriffs überzeugt waren und sich von Ärzten dazu gedrängt fühlten, entwickelten in der Folge einen ungünstigeren Schmerzverlauf. Dies bestätigt die bereits zuvor belegte These, dass eine wahrgenommene Ungerechtigkeit einen negativen Einfluss auf den Genesungsprozess ausüben kann.
Die Ergebnisse machen deutlich: Psychologische Faktoren hängen mit der Schmerzentwicklung nach Operationen zusammen. Eine psychologische Therapie kann daher keine Wunder wirken, aber eine heilsame Schmerzbewältigung auslösen.