Tretters Grundidee liegt in einer "vertikal verlaufenden Form der Wissensproduktion und Problemdefinition", in der Problembetroffene, Praktiker und Wissenschaftler kooperieren. "Damit können sich die wissenschaftlichen ´Wahrheiten´ über die lebenspraktische ´Wirklichkeit´ und die Fragen des Lebens näher kommen." Transdisziplinarität geht über Interdisziplinarität weit hinaus. "Dabei wird Wissen dynamisch begriffen, als Resultat des Wechselspiels zwischen Praxis, Empirie und Theorie. Für diese Position dient die systemwissenschaftliche Betrachtungsweise, die strukturelle und funktionelle Aspekte der Wissensproduktion abbilden soll."
"Vor allem im Bereich der Umweltforschung und zuletzt im Rahmen der Nachhaltigkeitsforschung ist die Notwendigkeit der Wissensintegration deutlich geworden. So wird für die umfassende Adressierung von Nachhaltigkeits-Fragestellungen eine Wissenschaft benötigt, welche die Expertise aus den Sozial-, Natur-, Gesundheits- Ingenieurs- und Humanwissenschaften integriert.
Diese integrativ-methodische Programmatik verfolgen Humanökologie und Systemwissenschaft. Sie stellen integrative Rahmenkonzepte zur Verfügung, die es ermöglichen, gewissermaßen die ´funktionelle Anatomie´ sozioökologischer Systeme besser zu erfassen und zu durchschauen. Dazu ist die Wissensintegration erforderlich, die nicht wieder bei jedem neuen Projekt neu sondiert und hergestellt werden muss. Es geht dabei vor allem um eine interdisziplinäre Wissensintegration." Detailliert stellt Tretter Methoden und Potenziale von Humanökologie und Systemwissenschaft vor. Als Arzt, Psychologe und Sozialwissenschaftler verdeutlicht er, wie eine übliche, reduktionistische Engführung des Forschens, Denkens und Handelns Probleme der Nachhaltigkeit nicht löst, sondern verstärkt.
Felix Tretter: Wissensgesellschaft im Krisenstress.
Pabst, 312 S. , Paperback ISBN 978-395853-769-9, eBook ISBN 978-3-95853-770-5