"Innerhalb der Wahrnehmungssprache geht es weder in Kunst, noch in Psychoanalyse um Begütigung oder Dekoration," warnt Leikert. "Es geht um Wahrheit. Die psychische Realität soll repräsentiert werden. Und zwar nicht in irgendwelchen Aspekten, sondern dort, wo sie noch unerforscht ist, wo Leid insistiert und unverarbeitete Erfahrung darauf besteht, vom psychischen Apparat integriert zu werden. Es ist also nicht allein die Novität, welche Bedingung der kreativen Transformation ist, sondern die Bedingung der Schreckensmaximierung. Die Form ist eine gute Form, welche ein Maximum an bisher unverarbeiteter Erfahrung containern kann.
Ein Blick auf die nicht mehr religiös eingeschränkte Kunst von Goya bis Damien Hirst zeigt diesen Aspekt. Die psychoanalytische Forschung trägt diesem Aspekt Rechnung: Bei M. Klein lesen wir, dass ´die Tätigkeiten des Zeichnens und Malens sowohl als Mittel des Sadismus und der Zerstörung wie auch als Mittel der Wiederherstellung dienen.´ Spätestens seit Goya sind die Kräfte aber nicht allein Hintergrundfaktoren der kreativen Motivation, sondern schreiben sich auf der Leinwand ein. Die Haltung, nicht vor dem Schrecken der Erfahrung innerer Konflikte und Abgründe auszuweichen, bezeichnet Lacan als die ´tragische Dimension´ sowohl der Kunst als auch der Psychoanalyse.
Eine Form zu finden, welche die Erfahrung von Konflikt und Scheitern durchquert und es erlaubt, sie psychisch zu integrieren, ermutigt das Begehren und reinigt es von Furcht und Mitleid," resumiert Leikert.
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