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Krisenintervention bei Persönlichkeitsstörungen: oft persönliche Krisen der Therapeuten

Bei Patienten mit Persönlichkeitsstörungen wird immer wieder eine Krisenintervention fällig. Die Risiken gehen dabei möglicherweise nicht nur vom Kranken, sondern auch vom Therapeuten aus. Dr.med. Matthias Bender und Dipl.-Psych. Horst Dörner (Herborn) fassen vor diesem Hintergrund die pharmakologischen und psychotherapeutischen Strategieempfehlungen zusammen.

Der Übersichtsbeitrag erschien im Sammelband "Persönlichkeitsstörungen im therapeutischen Alltag" und hält den Behandlern einen Spiegel vor Augen: "Eine generelle Problematik für Helfer ist die Tendenz, dass eine Notfallsituation eine Fluchtreaktion auslöst. Gerade in Notfallsituationen werden professionelle Helfer mit Insuffizienzängsten und Ohnmachtsgefühlen sowie damit zusammenhängenden anderen heftigen Gefühlen konfrontiert. Diese können in der Folge von oder parallel zu Größenphantasien bzw. zu einer massiven Selbstentwertung führen.
 
Die Gefahr besteht, dass im einen oder anderen Fall die Bemühungen anderer Beteiligter entwertet oder vonvornherein diskreditiert werden. In einem anderen Fall kann ein Rückzug oder vermehrte Anstrengung die Lage verkomplizieren. Diese allgemeine Problematik des Notfallhelfers dürfte sich im Fall der Krisenintervention bei Patienten mit Persönlichkeitsstörungen in häufig drastischer Art und Weise manifestieren.
 
So tendieren Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung z.B. häufig zur Glorifizierung und/oder Entwertung und können bestehende Reaktionsmuster auf Seiten des Helfers verstärken. Bei weiteren Kontakten über die Notfallbehandlung hinaus können diese eine besondere Herausforderung für alle Beteiligten darstellen. Gerade die verfestigten und wenig flexiblen Handlungsmuster persönlichkeitsgestörter Menschen verhindern oder erschweren eine flexible Anpassung und Adaption an krisenhafte Entwicklungen.
 
So kommt es nicht selten vor, dass auch erfahrene Therapeuten in heftige Verstrickungen mit Patienten geraten, die gerade die Errettungsphantasien der Ersthelfer kurzfristig bedienen und eigene Ohnmachtsgefühle in den Hintergrund treten lassen. Mittel- und langfristig ist eine andauernd krisenhafte Entwicklung möglich - z.B. eine Glorifizierung und Verführung durch dissoziale, narzisstische, emotional instabile oder histrionische Persönlichkeiten ..."
 

Persönlichkeitsstörungen im therapeutischen Alltag
Haltenhof, H.; Schmid-Ott, G.; Schneider, U. (Hrsg.)




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