Die Manager an Bord erhielten Bonuszahlungen, die zum großen Teil an den Verkauf von Alkohol gekoppelt waren. Das permanente ´Baccardi-Feeling´ war an Bord gewollt - ´gelockerte Prosecco-Passagiere´ konsumieren noch mehr. Es gab fast keine Grenzen für den individuellen Konsum. Sicherheitsbedenken durch und für betrunkene Passagiere wurden kategorisch negiert. Besagtes ´Bacardi-Feeling´ war auch der Grund für häufige Sexualdelikte auf Kreuzfahrtschiffen. Vorfälle wurden möglichst unter den Teppich gekehrt." Die meisten Kreuzfahrtschiffe verkehren unter der Flagge exotischer Niedrigsteuer-Länder. Derartige Staaten sind an einer Strafverfolgung nicht interessiert.
Die Kalkulation war trivial: billigst und unversteuert einkaufen, teuer und unversteuert verkaufen. Selbst in deutschen Hoheitsgewässern wurde dem Fiskus nichts gegönnt. Kalkulation am Beispiel einer 0,7 Liter-Flasche Jägermeister: 17 shots zu 4cl x 3,90€ = 66,30€ / +18% Zwangstrinkgeld = 78,23€. Bei einem Einkaufspreis von fünf Euro erreichte die Gewinnmarge 1500%.
Die Einnahmequellen und Suchtrisiken an Bord ließen sich weiter steigern: Alle Kreuzfahrtschiffe haben Spielkasinos, und die Passagiere wurden dort gezielt ans Spielen geführt. Bei Aida stand Poker bereits im Kids Club -für Passagiere im Alter zwischen 12 und 17 Jahren - auf dem Programm.
Zitat eines Besatzungsmitgliedes: "Kurze und besonders billige Reisen bei Aida in Nord- und Ostsee waren legendär. Die Barkeeper geierten auf Trinkgeld und animierten hemmungslos ... bis zum Komasaufen. Es wurde regelmäßig gekotzt. Wenn der Umsatz nicht stimmte, gab es Druck auf der ´Chain of Command´; denn der Bonus, insbesondere für die Capos, hing vom Verkauf ab." So opulent die Einkommen des Personals an Deck waren, so kläglich wurden Hilfsarbeitskräfte (aus Entwicklungsländern) unter Deck entlohnt - mit ein bis zwei Euro pro Stunde.
Literatur zum Thema
Paul Brieler, Andreas Büttner, Klaus Püschel (Hrsg.): Alkohol, Drogen, Verkehrseignung - Kreuzschifffahrt.
Pabst, 136 Seiten, Paperback, ISBN 978-3-95853-539-8, eBook 978-3-95853-540-4