NEWSBÜCHERJOURNALEONLINE-SHOP



 

Sie befinden sich hier: NEWS » Aktuelle News Psychologie » News lesen

« zurück

Krankheitsvorstellungen: Viele Patienten verdrängen ihren Bluthochdruck

Die Folgerisiken des Bluthochdrucks sind groß und bekannt. Die medikamentösen Therapiemöglichkeiten sind gut. Dennoch sind nur etwa 25% der Patienten mit Bluthochdruck korrekt therapiert. Bei Betroffenen - auch in gebildeten Schichten - existiert meist nur Halbwissen. Professor Dr. Hendrik van den Bussche (Hamburg) und Kollegen fanden in ihrer Studie bei Patienten häufig "Verunsicherung, Verdrängung und explizites Desinteresse an emotional belastenden Informationen." Die Untersuchung erschien im aktuellen Reader "Krankheitsvorstellungen von Patienten", herausgegeben von den Professoren Hans-Wolfgang Hoefert und Elmar Brähler.

Auffällig ist, dass alle Studienteilnehmer zunächst angaben, sie hätten selbst keine Symptome. Erst bei konkreterem Nachfragen begannen die Betroffenen, körperliche oder psychische Veränderungen zu nennen, die sie mit ihrem Bluthochdruck in Zusammenhang brachten. Die folgenden beiden Äußerungen eines Patienten, im Interview direkt aufeinanderfolgend, zeigen die Widersprüchlichkeit exemplarisch: "Normalerweise habe ich nichts gemerkt. Gut, dass ich mal ein bisschen geschwitzt hab oder so ... Wenn ich mehr Bluthochdruck hatte, war es auch so, dass ich dann auch mehr Herzschmerzen kriegte. Aber sonst merk ich nichts. Eigentlich merk ich das immer nur übers Herz ..."
 
"Insgesamt erwähnten die Befragten eine Fülle von Symptomen psychischer bzw. physischer Art im Zusammenhang mit Bluthochdruck. Zu den physischen zählten Kopfschmerzen, Augenprobleme, Schwindel, Herzklopfen, Herzrasen, Körperschmerzen, Rhythmusstörungen, schneller Puls, Armschmerzen, Beinschmerzen, Atemnot, Ödeme, Varizen, Hitzegefühle, Schweißausbrüche, Roter Kopf, Nasenbluten. Zu den psychischen Attributionen zählten allgemeines Unwohlsein, Nervosität, Gereiztheit, Überdrehtheit, Hyperaktivität, Cholerik und erhöhte Aggressivität, aber auch Erschöpfung und Abgeschlagenheit."
 
Viele Studienteilnehmer gaben an, erst nach der Diagnosestellung Symptome gespürt zu haben. Manchen Patienten waren die Symptome besonders dann aufgefallen, wenn sie ihre Medikamente nicht regelmäßig genommen hatten.
 
Krankheitsvorstellungen von Patienten sind für Bewältigung, Compliance und Therapie relevant, u.U. auch für die Beziehung zum Arzt. "Wenn sich Krankheitsvorstellungen der Behandler nicht mit denen der Patienten decken, fühlen sich Patienten nicht nur unverstanden, sondern wechseln auch leichter den Behandler bzw. nehmen das Versorgungssystem in besonderem Maße in Anspruch", warnt Hans-Wolfgang Hoefert in seinem Vorwort. Krankheitsvorstellungen sind "nicht nur beiläufige kognitive Konstruktionen, sondern motivational durchaus sehr wirksame Komponenten in der persönlichen Bereitschaft, sich mit einer Erkrankung aktiv auseinanderzusetzen ..."

Krankheitsvorstellungen von Patienten
Herausforderung für Medizin und Psychotherapie
Hoefert, Hans-Wolfgang; Brähler, Elmar (Hrsg.)




alttext    

 

Aktuell

Socials

Fachzeitschriften