"Konkrete Psychologie soll im Gegensatz zur abstrakten Psychologie in erster Linie einen kontextgebundenen Zugang zu psychischen Phänomenen gewährleisten. Von Wilhelm Wundt wurde erkannt, dass eine Psychologie, die die inhaltliche Seite des Seelischen ausblendet und sich auf die quantitative Erforschung funktionaler Zusammenhänge beschränkt, eine unvollständige Psychologie bleiben muss, weil sie ihren wichtigsten Gegenständen ausweicht und damit eine Wissenschaft repräsentiert, deren bescheidene Ergebnisse dem eigentlichen Anspruch nicht gerecht werden", formuliert Gerd Jüttemann in seinem programmatischen Beitrag zur Konkreten Psychologie.
"Inzwischen ist eine Entwicklung eingetreten, die einen grundlegenden Umbau der akademischen Psychologie, zumindest aber den Aufbau eines Anschlussprogramms, unausweichlich erscheinen lässt. Es sind insbesondere fünf Aspekte, die in diesem Zusammenhang relevant erscheinen:
- die zunehmende Bedeutung des Weltbegriffs
- die veränderte Daseinsform
- die phänomenale Sicht auf den Menschen
- die aufstrebende ´qualitative´ Methodologie
- der autogenetische Ansatz"
Für Jüttemann und seine Mitautoren bedeutet "konkrete Psychologie vor allem gegenstandsangemessene Analyse des unmittelbar Vorfindbaren. Weder qualitative, noch quantitative Methoden sind hier grundsätzlich zu bevorzugen, sondern kommen in begründeter Weise sowie in ausschließlicher Abhängigkeit von der jeweiligen Fragestellung bzw. dem ausgewählten Erkenntnisobjekt zum Einsatz ...", postuliert Jüttemann.
Joachim Funke schließt sich an und wünscht "eine Psychologie, in der Menschen aus Fleisch und Blut in realen Lebenssituationen den Fokus abgeben, in der nicht blutleere Laborwelten zum Ersatz für eine kulturell gefärbte Wirklichkeit werden." Funke will erforschen, was "Menschen zum Lachen und Weinen, zum Hassen und Lieben bringt," wie "Denken und Handeln im Kontext von Werten und Wünschen" stehen ...