In den meisten Fällen werden Kinder erwürgt bzw. erstickt; oder sie müssen verdursten und verhungern. Dr. Vivienne de Vogel charakterisiert Gewaltdelikte von Frauen: Sie richten sich generell öfter auf das unmittelbare soziale Umfeld, vor allem die eigenen Kinder oder den aktuellen bzw. ehemaligen Partner. "Typische Motive sind Beziehungsprobleme (Rache, Eifersucht, Enttäuschung), Verzweiflung oder das Verlangen nach Aufmerksamkeit und Hilfe. Bei Männern spielen eher antisoziale Probleme eine Rolle, wie das Bedürfnis nach Geld, Macht oder Status." Täterinnen werden von der Justiz eher für psychisch krank gehalten, schonender behandelt und Milder bestraft als Täter, berichtet de Vogel im Frauenforensischen Praxisreader "Lilith im Maßregelvollzug".
Die AutorInnen des Fachbuchs belegen, wie in der Öffentlichkeit und ebenso in Fachkreisen das Gewaltpotential von Müttern weit unterschätzt wird - und Illusionen dominieren. Dr. Deniz Baspinar berichtet z.B.: "In meiner fast 20jährigen psychotherapeutischen Arbeit mit türkischen und kurdischen Patientinnen erschließt sich mir: Frauen dominieren den Binnenraum der Familie. Sie halten restriktive kulturelle Traditionen aufrecht. In fast allen Fällen von Zwangsheirat spielen die Mütter eine entscheidende Rolle. Durch die Zwangsheirat wird die Tochter diszipliniert, bestraft oder als innerfamiliäre Rivalin entfernt ..." Fügt sich die Tochter nicht, gibt die Mutter u.U. ihrem Mann oder Sohn den Befehl zum "Ehrenmord" - und lässt das eigene Kind töten.
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Literatur zum Thema
Ulrich Kobbe (Hrsg.) Lilith im Maßregelvollzug. Ein frauenforensischer Praxisreader.
Pabst, 912 Seiten, Hardcover ISBN 978-3-95853-445-2. eBook ISBN 978-3-95853-446-9
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Greuel, L.; Petermann, A. (Hrsg.)Macht – Nähe – Gewalt (?)
(Sexuelle) Gewalt- und Tötungsdelikte im sozialen Nahraum
Pabst, 2007, 220 Seiten, PDF
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