"Nicht zu unterschätzen sind die Machtgefühle, die viele Kinder und Jugendliche bei der Einbindung der Familie in ihre Zwangshandlungen empfinden. Ein Jugendlicher, der sich lange gegen eine Verhaltenstherapie gewehrt hatte, sagte mir: ´Die Vorteile meiner Zwänge überwiegen deutlich. Soviel Macht über meine Familie werde ich nicht wieder haben, wenn ich die Zwänge aufgebe.´ Es ist also sinnvoll, sein Augenmerk sehr sorgfältig auch auf die Bedeutung und den Sinn des Widerstandes, der ambivalenten Therapiemotivation und eines möglichen Krankheitsgewinns für Patient und Familie zu richten."
Die Einbeziehung der Familie in das Gesamttherapie-Konzept ist für Knölker zwar wichtig. "Es muss aber unbedingt vermieden werden, den Eltern Schuldzuweisungen zuzuschreiben oder deren Schuldgefühle zu verstärken.
Jeder, der zwangskranke Kinder und Jugendliche behandelt hat, weiß, wieviel Verständnis, klare Strukturvorgaben, Konsequenz und Belastbarkeit notwendig sind, um damit umzugehen. In der Gegenübertragung sieht sich der Therapeut nicht selten einem enormen Druck von Seiten des Patienten und seiner Familie ausgesetzt. Er steht in dem Konflikt, sich zu unterwerfen oder in aggressives Agieren zu verfallen." Beides würde niemandem weiterhelfen.