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Kinder mit chronischer Krankheit: Wie betroffene Familien psychisch gesund bleiben

Ist ein Familienmitglied chronisch krank, bleibt die gesamte Familie betroffen. Häufig entstehen problematische Interaktionsmuster, "weil es mehr Gelegenheit für Reibungspunkte gibt. Die Art, wie in der Familie über chronische Krankheit gesprochen wird, kann dazu führen, dass die einzelnen Familienmitglieder sich in ihren Möglichkeiten eingeschränkt fühlen," beschreiben Dr. Stephan Theiling und Kollegen in "Niemand ist allein krank - Osnabrücker Lesebuch zu chronischen Krankheiten im Kindes- und Jugendalter".

Die Therapeuten reflektieren sechs riskante Verhaltensmuster:

  • Die Familie richtet sich so sehr auf das Problem ein, dass kaum noch individuelles Leben möglich ist. Die Eltern fühlen sich verantwortlich für die Krankheit - und werden entmutigt. Die damit einhergehende ´Depression´ begünstigt, dass die Familie sich noch stärker nach innen orientiert und Außenkontakte vermeidet.
  • In der akuten Bedrohung müssen sämtliche Handlungen der Bedrohungsabwehr unterstellt werden. Kritisch wird es, wenn die Familie auf diesem akuten Verhaltensniveau bleibt und sich nicht auf die Chronizität der Krankheit einstellt.
  • Die chronische Erkrankung veranlasst Familien, Konflikte zu vermeiden; hieraus kann sich eine riskante Atmosphäre von Anspannung ergeben.
  • Jeder kleine Trennungs- bzw. Ablösungsschritt des Kindes erfordert schrittweise eine Veränderung der gemeinsamen Regeln, eine Veränderung der Rollenkonstellation. Hier kann die Familie mit dem chronisch kranken Kind verletzlicher sein als andere, da in besonders intensiver Weise Ängste freigesetzt werden.
  • Die Außenwelt wird häufig als schuldzuweisend oder als bemitleidend erlebt; daher werden die Außenkontakte oft reduziert; damit schwinden Möglichkeiten, sich Hilfe zu holen.
  • Oft entsteht ein Rollenverständnis, das auch die Beziehung zwischen den Eltern sprengen kann: "Ich als Mutter bin verantwortlich für die Entwicklung der Erkrankung meines Kindes." - "Ich als Vater arbeite, sorge für das Geld und habe mit der Krankheit nichts zu tun."
  • Angehörige setzen sich mit Schuldfragen immer wieder auseinander - bei der Ursache der Erkrankung, bei der Betreuung des Kindes usw. Hier entsteht unausgesprochenes oder ausgesprochenes Konfliktpotenzial, das allen Beteiligten an die Substanz geht.

Das psychologisch-medizinische systemische Lesebuch zu chronischen Krankheiten bietet eine ebenso fachkundige wie allgemeinverständliche Beratung für TherapeutInnen und Familien. Die AutorInnen halten mehrere Krankheiten im Blick: Adipositas, Asthma, Diabetes, chronischer Schmerz, Neurodermitis.

Niemand ist allein krank
Osnabrücker Lesebuch zu chronischen Krankheiten im Kindes- und Jugendalter
von Schlippe, Arist; Theiling, Stephan (Hrsg.)




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