Kornadt und Tachibana berichten auf der Basis ihrer empirischen Untersuchung: Kein Jugendlicher in Deutschland, doch 30 Prozent in Fernost reagierten in ihrer Studie auf Frustrationen mit eigener Scham oder Schuldgefühlen; "mit Nachgeben, Einlenken oder gar prosozialem Verhalten reagierten 49 Prozent der japanischen und 7 Prozent der deutschen Jugendlichen. Bei den japanischen Jugendlichen gab es neben gelegentlichem Ärger vor allem auch Bedauern über die Situation und nur gelegentlich böswillige , viel öfter aber gutwillige Deutungen der handelnden Person. Während in schwierigen Situationen bei den deutschen Jugendlichen Ärger oder Aggression überwog, waren es in Japan überwiegend wohlwollende und prosoziale Handlungen und Interpretationen."
"Entsprechend zeigte sich, dass japanische Mütter auf Schwierigkeiten oder Konflikte mit ihren Kindern anders reagieren als deutsche Mütter. Kleine Kinder in Deutschland äußern ihre Bedürfnisse häufig durch Quengeln oder anhaltendes Schreien; darauf reagieren Mütter häufig erst recht ärgerlich, durch Ablehnung und Zurückweisung. Den japanischen Müttern gelingt es hingegen beim ersten Anzeichen sehr schnell, die Kinder zu ´beruhigen´, ohne einfach nachzugeben. Grundlage für das Verhalten japanischer Mütter ist ihre ausgesprochen dauerhaft positive Zuwendung, die dem Kind das sichere Gefühl der Geborgenheit und Gemeinsamkeit gibt. Und diese Gemeinsamkeit könnte durch Quengeln oder Schreien verloren gehen ..."
Gisela Trommsdorff, Hans-Joachim Kornadt, Carmen Schmidt (Hrsg.)Sozialer Wandel in Deutschland und Japan.
Pabst, 426 S., Paperback ISBN 978-3-95853-741-5, eBook ISBN 978-3-95853-742-2