Die beiden Forscher konnten erstmals mit Daten aus dem Nationalen Bildungspanel (NEPS) untersuchen, wie sich Freundschaften mit Deutschen ohne Migrationshintergrund auf das Zugehörigkeitsgefühl von Jugendlichen aus einzelnen Zuwanderergruppen auswirken. Zu den untersuchten Gruppen gehören Russlanddeutsche und Jugendliche aus dem ehemaligen Jugoslawien, aus Südeuropa (Griechenland, Italien, Portugal und Spanien), Polen und der Türkei. Insgesamt stellten Benjamin Schulz und Lars Leszczensky in allen Zuwanderergruppen eine starke oder sehr starke Identifikation mit Deutschland fest.
Gute Beziehungen zu Einheimischen sind wichtig für die Integration, was in der Integrationsforschung lange bekannt ist. Die Studie der beiden Forscher zeigt aber, dass Freundschaften mit Einheimischen nur das Zugehörigkeitsgefühl von Jugendlichen aus dem ehemaligen Jugoslawien, südeuropäischen Ländern und von Russlanddeutschen stärken. Bei polnischen und türkischen Jugendlichen ist das nicht der Fall. Eine Ursache vermuten die Forscher in der wahrgenommenen Diskriminierung, die vor allem bei türkischen Jugendlichen stärker ist als in den anderen Zuwanderergruppen. Außerdem unterscheiden sich die Gruppen darin, wie gut sich die Identitäten des Aufnahme- und des Herkunftslands vereinbaren lassen. Ebenso wie Diskriminierung können solche Inkompatibilitäten den positiven Einfluss einheimischer Freunde auf die Identifikation mit dem Aufnahmeland aushebeln.
Die Forscher werteten Daten aus dem Nationalen Bildungspanel (NEPS) von 2010 aus und untersuchten die Angaben von etwa 2.500 15-jährigen Jugendlichen aus Zuwandererfamilien an etwa 500 deutschen Sekundarschulen. Die Studie ist in der Zeitschrift "International Migration Review" unter dem Titel "Native Friends and Host Country Identification Among Adolescent Immigrants in Germany: The Role of Ethnic Boundaries erschienen.