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In den Straßen Frankfurts: Drogenhändler, ihre Hintergründe, ihre Klassenunterschiede

Drogenhändler: eine Gruppe, die selten von der der Wissenschaft in den Fokus gerückt wird. Was bewegt diese Menschen zu dem gefährlichen Handel? Werden viele damit reich oder reicht es gerade, um den eigenen Konsum zu finanzieren? Bernd Werse und Dirk Egger (Goethe-Universität Frankfurt) haben die Hintergründe zahlreicher Drogendealer aus verschiedenen sozialen Milieus Frankfurts untersucht, ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Reader „Place, space and time in European drug use, markets and policy“, hrsg. von Gary R. Potter, Jane Fountain und Dirk Korf.

Die Autoren teilen die interviewten Drogenhändler in drei Gruppen ein:

  1. Sozial unauffällige Drogenhändler, im privaten Setting tätig
  2. Drogenhändler der lokalen, „offenen Drogenszene“, der sozialen Randgruppe angehörend
  3. Straßenhändler, die im Stadtzentrum und öffentlichen Plätzen Drogen verkaufen

Die soziodemografischen Unterschiede zwischen den Gruppen sind bereits immens. Während sich unter den sozial unauffälligen Privatdealern keine Person ohne Schulabschluss oder mit geringer Bildung befindet, beträgt der Anteil bei den Straßendealern 64 Prozent. Fast 80 Prozent von ihnen sind arbeitslos, bei der zweiten Gruppe ist es immerhin noch jeder zweite, bei der ersten Gruppe nur 8 Prozent. Fast alle der sozial unauffälligen Drogenhändler sind Deutsche, die Drogenverkäufer der Straße dagegen stammen zu mehr als 70 Prozent aus anderen Ländern.

Auffällig: Alle befragten Drogenhändler konsumieren selbst Drogen. Während bei der ersten und letzten Gruppe der Cannabis-Konsum dominiert, sind die Randgruppen-Dealer der lokalen offenen Drogenszene häufig von harten Drogen wie Heroin oder Crack abhängig.

Der Drogenhandel beginnt meist mit kleinen Mengen und steigert sich mit der Zeit. Während die Profite der verschiedenen Händler äußerst unterschiedlich ausfallen, werden die Gewinne jedoch weitestgehend für das Gleiche ausgegeben: den eigenen Drogenkonsum. Für viele war dies auch der Grund, mit dem Dealen anzufangen.

Drei Viertel arbeiten allein und unabhängig, nur ein Viertel der Befragten teilt sich das „Geschäft“ mit Freunden, Familie oder anderen Partnern, letztere finden sich vor allem unter den sozial unauffälligen Dealern, deren Kundenstamm sich ebenfalls eher aus Bekannten, Freunden o.ä. zusammensetzt.

Große Unterschiede zeigen sich auch in Sachen Strafverfolgung: Alle sozial eher außenstehenden Dealer der offenen Drogenszene und die meisten Straßendealer haben bereits Erfahrungen mit der Polizei gemacht, die ihre Drogen konfisziert haben. Dies betrifft aber weniger als die Hälfte der sozial unauffälligen Dealer.

 

Literatur

 

Bernd Werse, Dirk Egger: ‘I don’t do this to get rich’ Dynamics of private low-key and street drug dealing careers.
In: Gary R. Potter, Jane Fountain und Dirk Korf (Eds.), Place, space and time in European drug use, markets and policy
Pabst 2018, 164 Seiten, ISBN 978-3-95853-459-9, eBook ISBN 978-3-95853-460-5

 

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