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Immer mehr Kinder leiden unter Migräne: Schmerzspezialistin erläutert Triggerfaktoren, Behandlungsoptionen und vorbeugende Maßnahmen auf dem Wiener Schmerzsymposium

Zwischen 60 bis 80 Prozent der Kinder in westlichen Ländern haben mindestens einmal in ihrem Leben Kopfschmerzen gehabt - meist als Begleiterscheinung von Infekten. Beunruhigend ist die kontinuierlich steigende Zahl von Kindern, die unter Migräne leiden. In ihrem Vortrag auf dem diesjährigen 16. Internationalen Wiener Schmerzsymposium bezifferte Professor Dr. Cicek Wöber-Bingöl die Prävalenz der Migräne bei 3- bis 11-Jährigen auf 3 bis 5 Prozent, mit einem weiteren Anstieg bis zum 18. Lebensjahr auf ca. 7 Prozent bei Jungen und ca. 12 Prozent bei Mädchen.

"Wenn ein Kind unter Migräne leidet, haben wir es nicht nur mit einem Patienten zu tun, sondern mit drei - dem Kind und seinen Eltern mit deren Ängsten, Zweifeln und Problemen. Wir müssen uns daher der gesamten Familie widmen.", so Frau Professor Wöber-Bingöl, Leiterin der Kopfschmerzambulanz der Universität für Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters in Wien. Neben einer detaillierten Anamnese sei bei Bedarf auf eine kindgerechte apparative Diagnostik zu achten. Dabei sei das Magnetresonanzverfahren (MRT) der Computertomographie vorzuziehen. Vorteile der MRT: fehlende Strahlenbelastung, höhere Sensitivität, meist ohne pharmakologische Sedierung durchführbar, da die Eltern während der Untersuchung beim Kind sein können.

Um einer Migräne vorzubeugen, ist es laut Professor Wöber-Bingöl wichtig, dass Eltern und Kind die Triggerfaktoren kennen: "Auslöser, die zum Auftreten einer Kopfschmerzattacke beitragen können, sind in erster Linie Veränderungen des Schlaf-Wach-Rhythmus (zu wenig oder zu viel Schlaf), zu geringe Flüssigkeitszufuhr, eine verzögerte Einnahme oder ein Auslassen von Mahlzeiten, Schulstress, Konflikte in der Familie und Ängste. Lebens- und Genussmittel sind nur selten Auslöser von Migräneattacken. Die Wirksamkeit diätetischer Maßnahmen in der Migränebehandlung ist nicht bewiesen, von restriktiven Diäten ist abzuraten, da sie Mangelerscheinungen und Wachstumsstörungen zur Folge haben können."

Neben dem Erkennen der Triggerfaktoren muss untersucht werden, welchen Einfluss Leistungsdruck, Teilleistungsschwächen (z. B. Lese-Rechtschreib-Schwäche), problematische Familienverhältnisse und gelegentlich psychiatrische Erkrankungen auf die Entstehung von Migräne beim einzelnen Kind haben. Eltern sollten bei ihrem Kind auf ausreichenden Schlaf, rechtzeitiges Aufstehen am Morgen, Lernpausen sowie regelmäßige Nahrungs- und vor allem Flüssigkeitsaufnahme achten. Vorbeugende Medikamente sind selten erforderlich, es empfehlen sich Entspannungstechniken und Akupunktur. Während einer akuten Migräneattacke sollten die Eltern für eine Reizabschirmung und eine entspannend-beruhigende Atmosphäre sorgen. Bei kleineren Kindern helfen oft einige Stunden Schlaf, um die Migräneattacke zu beenden. Falls erforderlich können Medikamente verabreicht werden - vorzugsweise  Paracetamol- und Ibuprofen-Saft.

Wichtig: Kindern sollte nicht der "Griff zum Medikament" beigebracht werden, um nicht eine im späteren Leben unkritische Analgetika-Einnahme zu fördern.
 


Update Schmerztherapie – Qualität in der Schmerzmedizin. 16. Internationales Wiener Schmerzsymposium 9.3.–10.3.2012
Kress, H. G.; Kraft, B. (Hrsg.)

 




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