Üblicherweise agieren Gruppen und Personen in Unternehmen in einem gewissen Wettbewerb. In einer "gelebten Sicherheitskultur" ist jedoch ein Interessenausgleich zwischen den Akteuren notwendig, postuliert Hoensch. Das Bedürfnis nach Sicherheit erfordert "klar festgelegte, vom gesamten Personal akzeptierte Normen und hierarchische Strukturen, um mehrdeutige Situationen zu antizipieren. Eine umfassend gestaffelte und eindeutig dokumentierte Kompetenzordnung dient als Sicherheit gebender Orientierungsrahmen. Sicherheitskultur stärkt zwischenmenschliches Vertrauen, indem der Informationsfluss nicht nur hierarchisch fließt, sondern auch durch zwischenmenschliche Kanäle verstärkt wird.
In Unternehmen sind die eingeübten handlungsleitenden Theorien eher inkonsistent, ambigue und oft auch in sich widersprüchlich. Mit derartigen Schwierigkeiten produktiv umzugehen wird durch Sicherheitskultur stark vereinfacht. Auf dieser Plattform können Widersprüchlichkeiten zumindest offen ausdiskutiert werden."
Zentral ist für Hoensch: "Sicherheitskultur setzt einen partizipativen Führungsstil voraus, der den Leistungswillen und die Gruppenkohäsion stärkt. Der Führungsstil muss die Partizipationserwartungen der Mitarbeiter befriedigen." In Tschernobyl und Fukushima herrschte ein "Führungsstil par ordere du mufti" - und führte zur Katastrophe.
Volker Hoensch: Entscheidungen unter Entropie -
Sicherheitskultur in High Risk-Unternehmen.
Pabst, 2023. 256 Seiten. Hardcover