Auf ein differenziertes Bild wurde weitgehend verzichtet. Ausgeblendet blieb z.B., dass ein hoher Anteil der Prostituierten - meist auf dem Straßenstrich - anschafft, um den Drogenkonsum zu finanzieren. In bestimmten Bereichen erreicht die "Beschaffungsprostitution" annähernd 50 Prozent, berichtet das aktuelle "Jahrbuch Sucht". Diese Frauen benötigen den größten Teil des eingenommenen Geldes für eigenen Konsum, arbeiten krankheitsbedingt "unzuverlässig" und sind daher für Zuhälter oder Bordellbesitzer fast nie interessant.
Die Damen in stationären Einrichtungen hingegen sind für ausbeuterische Strukturen eher attraktiv: Sie nehmen selbst nur selten Drogen, beteiligen sich jedoch häufig neben der Sexarbeit aktiv am Handel. Christian Zahel versuchte nicht, wirklich zu erklären, warum die Polizei nicht in der Lage ist, die Transaktionen in den allesamt bekannten Häusern zu durchleuchten. Da Prostitution inzwischen legal ist und offen betrieben wird - häufig angepriesen via Internet -, besitzt die Polizei Zugangs- und Einsichtsmöglichkeiten wie nie zuvor. Daher verteidigte die Grüne Renate Künast zurecht die von Alice Schwarzer kritisierte Legalisierung der Prostitution.