Günther Jauch versäumte es, auf die Dramatik der Entwicklung hinzuweisen: Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, denen ein Gewaltdelikt zur Last gelegt wurde, ist seit 2002 um etwa 40 Prozent gestiegen. Parallel verläuft eine Zunahme der Tatverdächtigen und Verurteilungen aus dem Bereich der Drogenszene (Beschaffungskriminalität).
 
Schindler referiert eine Metaanalyse, die die psychiatrischen Probleme jugendlicher bzw. heranwachsender Strafhäftlinge zu quantifizieren versucht:

• etwa vier Prozent der Frauen und Männer leiden unter psychotischen Störungen
• etwa 12 Prozent der Frauen und 10 Prozent der Männer sind schwer depressiv
• etwa 42 Prozent der Frauen und 65 Prozent der Männer sind an Persönlichkeitsstörungen erkrankt

"Sehr häufig ist der Jugendliche bereits seit Jahren psychiatrisch krank, drogenabhängig und erfährt in der Haft erstmalig im Leben eine psychologische und medizinische Betreuung und erlebt verlässliche und stabile Strukturen." Qualität und Quantität der Betreuung sind äußerst unterschiedlich. Die Sendung mit Günther Jauch legte den Schluss nahe: Die Relevanz der Betreuung bewege sich an der Null-Linie. Andreas Schindler formuliert es vorsichtiger: "Mit Blick auf die Gesamtumstände kann bei diesen Jugendlichen allerdings auch nicht ansatzweise von einer zielgerichteten psychiatrisch-psychologischen Therapie gesprochen werden."

Gesundheit und Haft
Handbuch für Justiz, Medizin, Psychologie und Sozialarbeit
Lehmann, Marc; Behrens, Marcus; Drees, Heike (Hrsg.)