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Graffiti: strafbare und unverstandene Kunst am Bau

Graffiti steht oft als Vandalismus und aggressives Territorialverhalten im Fokus der öffentlichen Diskussion. Der Kommunikationscharakter der Graffitibilder bleibt dabei meist unverstanden und daher außer acht. Daniela Bauer, Psychologin am Institut für Wissensmedien in Tübingen, berichtet in "Umweltpsychologie" über die strafbare Kunst am Bau.

Die klassischen WriterInnen der "Hip-Hop-Szene" kreierten in New York Ende der 60er Jahre die ersten Graffitis mit ihren eigenen individuellen Namenszügen. "In unserer Gesellschaft hat die Unterschrift eine wichtige Bedeutung: Sie ist Stellverter für die Person selbst. Wenn man einen Namen überdimensioniert auf getaggte Weise an der Wand sieht, wird verständlich, dass weitere Dimensionen außer eines ´Ich war hier´- Statements hinter den Taggs der WriterInnen stecken: Werte wie Individualität, Respekt und Anerkennung eines Menschen spiegeln sich in einem Schriftzug und seiner besonderen Gestaltung wider.
 
GraffitiwriterInnen sind in Gruppen organisiert. Das primäre Ziel ist es, möglichst viel Aufmerksamkeit zu erlangen, was sie durch das Verbreiten ihrer persönlichen Tags zusammen mit dem Crewnamen überall in einer Stadt erreichen. Dadurch eigenen sie sich ihre Stadt an, besetzen sie sie ...", analysiert Bauer.
 
"Die Graffiti sind dabei so ausgestaltet, dass es für Außenstehende schwer ist, sie zu entziffern oder gar als Buchstaben zu erkennen. Nur in der Szene ist bekannt, wer sich hinter welchem Kürzel verbirgt. Während die bloße Masse an Tags in einer Umgebung die Bekanntheit eines Sprayers sichert, spielt die Qualität der Tags innerhalb der Szene eine wichtige Rolle. Ein Tag ist eine Komposition, ein Logo für den Writer/die Writerin, dessen/deren Wert und Selbstbewusstsein sich direkt in der Writingexpertise widerspiegeln."
 
Während der 70er Jahre entstand eine andersartige, bilderreiche, kreative Graffiti-Form: die Streetart. Bauer zitiert Harald Naegeli, einen profilierten Vertreter dieser Kunstrichtung: "Beton, die Nudität des Sichtbetons, seine Allgegenwärtigkeit und Brutalität, ist zu einer allgemeingültigen Norm geworden - zum Ausdruck einer Gegenwartsästhetik. Betonfassaden sind nicht einfach kalt und tot, sondern plumpe, schwere Stirnen einer erstarrten Vernunft." Streetart will die ästhetische Unbewohnbarkeit aufheben. "StreetartistInnen spielen mit dem Raum, mit seiner Bedeutung und Symbolik und funktionieren diese durch ihre Werke um ..."




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