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Gorch Fock: Dauerstress und Traumatisierugen sind der maritime Alltag

In der 52jährigen Geschichte des Segelschiffs Gorch Fock sind insgesamt sechs Besatzungsmitglieder an Bord umgekommen. Extrembelastungen, Verletzungen und psychische Traumatisierungen sind um ein Vielfaches häufiger. Bereits der maritime Alltag stellt außergewöhnlich hohe physische und psychische Anforderungen. Tim Rademacher und Manfred Zielke beschreiben in einer Studie den Stress auf See - und Möglichkeiten des Umgangs.

Die dauernde Bewegung durch Seegang belastet alle Beteiligten und führt oft zu "massivem Unwohlsein, Depression bis zur Suizidalität.

Auch das Zusammenleben unter engsten Bedingungen stellt einen massiven Stressor dar." Schlafsäle für zehn bis 80 Personen sind in der Marine üblich. "Einheiten wie U-Boote bieten überhaupt keine individuellen Rückzugsmöglichkeiten; hier teilen sich jeweils zwei Personen eine Koje - ein Bett also -, und lediglich das eigene Kojenzeug bietet ein wenig Intimsphäre.

 

Sanitäre Einrichtungen müssen mit vielen Kameraden geteilt werden, die hygienische Belastung ist erheblich. Da sowohl die Unterkünfte als auch Arbeitsplätze unter Deck fast immer Kunstlicht aufweisen, haben große Teile der Besatzung nur selten Gelegenheit, das Tageslicht zu sehen. Klimatische Belastungen entstehen durch Aggregate und Maschinen, Vibrationen und Maschinenlärm sowie Abgase, Gerüche und trockene Atemluft," schreiben Rademacher und Zielke.

 

"Die Arbeitsbelastung reicht von dauerhafter Unterforderung bei reinen Überwachungsplätzen bis zu massiver Überforderung  und der Entwicklung eines chronischen Schlafdefizits. Ein Schiff auf See muss auch außerhalb militärischer Szenarien permanent betriebsbereit sein. Dies macht einen kontinuierlichen Schichtdienst erforderlich, was für die Besatzung einiger Einheiten tagelang einen Wechsel im Vier-Stunden-Takt zwischen Wachfrei- und Wachdienst notwenig macht."

 

Häufiger als offiziell dargestellt sind Unfälle:

  • Ertrinken/Beinahe-Ertrinken
  • Tauchunfälle
  • Havarien
  • Feuer
  • Stürze, Quetschungen usw.

"Alle Unfälle können zu Verlust oder Beschädigung des Schiffes führen. Durch diese Antizipation einer unmittelbaren Lebensbedrohung hat jeder Unfall auf See ein hohes Traumapotential."

"Vor allem im militärischen Bereich kann die akute Traumareaktion in der maritimen Umgebung nicht nur für die Betroffenen eine hohe Belastung darstellen, sondern das eigene Leben, Kameraden und den gesamten Einsatz gefährden. Z.B.:

  • Selbsttötung oder Selbstverletzung
  • Angriff auf Kameraden - u.U. mit tödlichen Folgen
  • Nichtbeachtung von Gefahren
  • Nichtbefolgen von Weisungen

Rademacher und Zielke haben in ihrer Monografie für nautisches Führungspersonal - im militärischen wie im zivilen Bereich - eine Art psychologisches Lehrbuch zusammengestellt: Handlungsanleitungen, wie traumatischer Stress auf See verstanden, reduziert und behandelt werden kann.




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