Fais hat Mitarbeitende in fünf Kontakt- und Notschlafstellen befragt. Er erfuhr: Im Durchschnitt müssen sich die Mitarbeitenden dreimal pro Jahr mit Suizid der Klientel während oder nach dem Besuch der Einrichtung auseinandersetzen. Annähernd wöchentlich greift ein Besucher einen anderen körperlich an. Und durchschnittlich zweimal pro Jahr werden Mitarbeitende zum Opfer. Fast ein Drittel der Befragten berichtet über deutliche gesundheitliche Folgen.
Die Problematik wird dadurch verschärft, dass Drogenkonsumenten bzw. substituierte Patienten zunehmend mehr Alkohol zu sich nehmen und dadurch ihre Aggressivität steigern. Insbesondere Klienten mit türkischem oder russischem Migrationshintergrund neigen zu Gewaltausbrüchen. Übt die Polizei auf die Drogenszene einen besonders starken Druck aus, steigt das Aggressionsniveau der Klientel in der Einrichtung deutlich. Ähnlich wirken sich ungünstige Witterungsverhältnisse aus, wenn Junkies sich ins Warme und Trockene flüchten müssen.
Fais sieht bei gut ausgebildeten, langfristig beschäftigten Kräften gutes Geschick, mit aggressiven Klienten umzugehen. Daher fordert er eine optimale Ausbildung und stabile Beschäftigungsverhältnisse.
Gewalt – Sprache der Verzweiflung
Vom Umgang mit Gewalt in der Suchthilfe
Fais, Jürgen (Hrsg.)