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Gewalt gegen Schwangere durch Partner verursacht nachgeburtliche Depressionen

H. Duncker: Gewalt zwischen Intimpartnern - Liebe, Aggressivität, Tötung

Erlebnisse seelischer Gewalt während der Schwangerschaft durch den Beziehungspartner sind unabhängig von körperlicher oder sexueller Gewaltanwendung nachhaltig mit nachgeburtlichen Depressionen verknüpft. Diese Erkenntnis beinhaltet wichtige Folgerungen für politische Maßnahmen, da sich Sozialpolitik meist auf die Vermeidung und Behandlung körperlicher Gewalt konzentriert. Die Folgerungen dieses aktuellen bereits vorab online veröffentlichten Artikels wurden von Dr. Ana Bernarda Ludermir und Kollegen von der Universidade Federal de Pernambuco im brasilianischen Recife verfasst.

Die prospektive Kohortenstudie in Recife im nordwestlichen Brasilien erfasste zwischen Juli 2005 und Dezember 2006 Frauen (18 Jahre oder älter) im letzten Drittel ihrer Schwangerschaft, die Krankenhäuser der medizinischen Grundversorgung aufsuchten. Die Frauen wurden während und nach der Schwangerschaft befragt. Die Art der Gewaltanwendung durch den Partner im Verlauf der Schwangerschaft wurde per standardisiertem Fragebogen bewertet, der Edinburgh-Postnatal-Depression-Scale-Fragebogen diente der Einschätzung der nachgeburtlichen Depressionen.

Insgesamt waren 1133 Frauen zur Einbeziehung in die Studie geeignet, 1045 davon lieferten vollständige Daten zu allen Variablen und wurden in die Analyse eingeschlossen. 270 Frauen (26 Prozent) zeigten eine nachgeburtliche Depression. Die häufigste Form der Gewalt durch den Partner war seelischer Natur (28 Prozent). Die Häufigkeit der seelischen Gewalt war mit dem Auftreten nachgeburtlicher Depressionen eindeutig verknüpft. Obwohl sich diese Verknüpfung nach dem Datenabgleich verringerte, so zeigten Frauen, die von höchsten Raten seelischer Gewalt berichteten, auch nach dem Abgleich eine mehr als doppelte Wahrscheinlichkeit an nachgeburtlichen Depressionen zu leiden, als jene, die keinerlei seelische Gewalt erleben mussten.

Die Autoren stellen fest: "Wir konnten einen klaren eindeutigen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit seelischer Gewalt während der Schwangerschaft und dem Auftreten nachgeburtlicher Depressionen festhalten, sogar nach Datenbereinigung. Wie in früheren Studien trat seelische Gewalt weit häufiger auf als körperliche oder sexuelle Gewalt. Etwa 10 Prozent der Belastungen durch nachgeburtliche Depressionen können der Gewalt durch Beziehungspartner während der Schwangerschaft zugeordnet werden, meist zurückzuführen auf seelische Gewalt, der in unserer Studie häufigsten Form der Gewalt."

Die Folgerung der Autoren lautet: "Gewalt durch Beziehungspartner wird weltweit zunehmend als erhebliches Problem der öffentlichen Gesundheit erkannt. Allerdings wird seelische Gewalt oft nicht identifiziert, da der Schwerpunkt auf die Aufdeckung von körperlicher und sexueller Gewalt gelegt wird. Vorgeburtliche Fürsorge könnte den Ärzten Gelegenheit für verbesserte Aufdeckung bieten, allerdings bedarf die genaue Rolle von Gesundheitsdienstleistern, Gewalt gegen Frauen durch Beziehungspartner zu entdecken, weiterer Erläuterungen. Maßnahmen, die seelische Gewalt verhindern oder die Folgen solcher Gewalt behandeln könnten, sollten die erheblichen Belastungen durch nachgeburtliche Depressionen verringern können, die Mütter, Kinder und das Gesundheitssystem im Ganzen beeinträchtigen."

In einem verknüpften Kommentar bemerkt Dr. Rachel Jewkes von der Gender and Health Research Unit des Medical Research Council im südafrikanischen Pretoria: "Emotionale Misshandlungen werden von vielen Screening-Empfehlungen wie jenen des American Congress of Obstetricians and Gynecologists nicht erfasst, die Frauen identifizieren sollen, die in der Zeit der vorgeburtlichen Fürsorge Misshandlungen erleiden müssen. Allerdings gibt es zunehmend Hinweise, dass Richtlinien Fragen zu emotionalen Misshandlungen ebenso wie für körperliche und sexuelle Misshandlungen aufnehmen sollten. Die Vermeidung aller Formen von Gewalt durch Beziehungspartner ist äußerst wichtig, um die Gesundheit der Frauen, insbesondere ihre seelische Unversehrheit zu verbessern."




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