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Gespenster der neuen Prüderie: Angst ist der stärkste Anti-Lustfaktor

"Unsere Gesellschaft gibt sich sexuell hypertolerant. Ein Gespenst geht jedoch um in Schlafzimmern - das Gespenst der neuen Prüderie. Es unterwandert die Gesellschaft von verschiedenen Seiten," beklagt die WELT. Nicht nur PsychotherapeutInnen machen woke Feministinnen und Feministen hauptverantwortlich. Der Sexualforscher und Soziologe Professor Dr. Kurt Starke differenziert die ursächlichen Entwicklungen in seinem Fachbuch "Varianten der Sexualität":

- "Brutale, demütigende Darstellungen von Lust in den Medien

- Der allgegenwärtige Sex, auf den wie auf ein überflüssiges Kulturgut verzichtet werden kann. Reizüberflutung in der Konsum- und Wegwerfgesellschaft

- In der Werbung die hemmungslose Sexualisierung des Nichtsexuellen, die zwangsläufig zur De-Sexualisierung des Sexuellen führen muss

- Die uferlose Ent-Intimisierung von Privatem, das in die Öffentlichkeit gezerrt wird und damit seinen intimen Charakter verliert

- Die Verknüpfung von Sex und Leistung

- Die Tendenz zur Vereinzelung in der Gesellschaft: Die erforderliche Nähe für Begehren kommt nicht zustande, weil die gegenseitige Entfremdung nicht aufhebbar ist. Die Lust des Partners wird dann tendenziell suspekt, sein Wunsch nach sexueller Befriedigung uninteressant bis verdächtig. Eine Partnerschaft ist dann in (sol-)ipsistischer Weise nur die Fortsetzung der Selbstlust mit anderen Mitteln, der Partner nur Instrument und Spiegel der eigenen Lust. Der Dopplereffekt wechselseitiger, gemeinsamer Lust kommt nicht zustande.

- Der vielleicht bedeutendste Anti-Lustfaktor: die Angst und die Ängste. Die Angst vor der Zukunft, vor dem Abstieg, vor der Arbeitslosigkeit, vor Krankheit, vor Krieg, Gewalt und Übergriffen, die Angst vor den anderen oder dem anderen, vor der Bindung, vor dem Ausgenutztwerden, vor Spott und Hohn, vor dem Mann oder der Frau. Und die diffusen, numinösen, im Plural vorhandenen Ängste, Berührungs-, Versagens-, Misserfolgsängste, die mit therapeutischer Hilfe angenommen oder rausgelassen werden.

Auf der anderen Seite: gerade die sexuelle Lust als vielleicht einziges Mittel, um - wenigstens kurzzeitig - die Angst zu überwinden oder zu verdrängen."

Nach wie vor ist die konstante Partnerschaft das Wunschziel der breiten Mahrheit. Starke berichtet aus dem Ergebnis seiner Umfrage: "82% der Befragten mit Geschlechtsverkehr im vergangenen Jahr hatten ihn mit nur einem Partner/einer Partnerin. Anonyme SexualpartnerInnen sind nach wie vor die große Ausnahme und nur von einem sehr kleinen Personenkreis bevorzugt. Ist ein vertrauter Sexualpartner nicht vorhanden, wird sehr oft auf Sexualkontakte ganz verzichtet. Dies ist insbesondere bei Frauen so: 43% der derzeit partnerlosen Frauen und 27% der partnerlosen Männer  hatten im vergangenen Jahr keinen Geschlechtsverkehr ..." Da in der jüngsten Generation und bei Migranten die Männer weit überwiegen, baut sich hier eine riskante Problemsituation auf ...

 

Kurt Starke: Varianten der Sexualität.
Studien in Ost- und Westdeutschland.

Pabst, Paperback ISBN 978-3-95853-308-0, eBook: ISBN 978-3-95853-309-7

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