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Geschwisterbeziehungen: Lebenslange Ambivalenz zwischen Unterstützung und Rivalität

Schwestern und Brüder verbringen viel Zeit miteinander - meist mehr als mit den Eltern. Daher prägen die Geschwisterbeziehungen den Menschen oft stärker als die Beziehungen zu den Eltern. Dies wird häufig in der Pädagogik wie in der Psychotherapie übersehen, erinnert Dr. Matthias Wildermuth. In einer Monografie bietet er einen Überblick über den Wissensstand zum Gesamtthema und präsentiert zusätzlich eine eigene spezifische Studie aus der Kinder- und Jugend-Psychiatrie.

Nähe und Rivalität zwischen Geschwistern stehen in einem dialektischen Verhältnis zueinander: eine Ambivalenz zwischen Liebe und Hass, Unterstützung und Rivalität.

Am problematischsten ist die mittlere Geschwisterposition ("Sandwich"): "Sowohl Erstgeborene als auch Letztgeborene haben ihre Eltern für eine gewisse Zeit für sich alleine. Sind die älteren Kinder aus dem Haus, können die Eltern sich für eine gewisse Zeit ausschließlich dem Letztgeborenen zuwenden," referiert Wildermuth.

"Kinder in der mittleren Position haben gleichzeitig die Rolle des älteren als auch des jüngeren Kindes inne, wodurch sie häufig Geschick lernen, mit dem sie sich einen eigenen Weg durch eigene Interessen und Beschäftigungsvorlieben suchen. Desweiteren sind mittlere Kinder oft in Gefahr, am wenigsten Beachtung und Zuwendung zu finden.

Findet das mittlere Kind nicht seinen eigenen Weg zwischen den beiden anderen Geschwistern, läuft es Gefahr, Minderwertigkeitsgefühle zu entwickeln, verzagt und unentschlossen oder sogar krank, depressiv oder trotzig zu werden; es versucht in diesem Fall oft, die Aufmerksamkeit durch aggressives Verhalten auf sich zu ziehen, und wird somit häufiger als leicht erregbar, fordernder und unzuverlässig erlebt."

Oft entsteht auch ein "Bündnis zwischen dem ersten und letzten Kind, da sich das erste möglicherweise durch das zweite, mittlere Kind entthront und das letzte vom zweiten unterdrückt fühlt. Kommt jedoch ein viertes Kind hinzu, tritt häufig der Fall ein, dass sich das vierte und das zweitgeborene gegenseitig als Koalitionspartner auswählen."

Wildermuth zitiert als Sonderfall einen großen und einen kleinen Bruder, ein Mädchen in der Mitte: Es ist meist "reifer als der ältere und freundlicher als der jüngere Bruder". Bei drei Schwestern sehen die Therapeuten oft eine andere Tendenz: Die mittlere neigt zu Ernst, Ängstlichkeit und Depressivität...


Zur Realität und Bedeutung von Geschwisterbeziehungen innerhalb einer mittel- bis langfristigen kinder- und jugendpsychiatrischen stationären Behandlung
Wildermuth, M.




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