NEWSBÜCHERJOURNALEONLINE-SHOP



 

Sie befinden sich hier: NEWS » Aktuelle News Psychologie » News lesen

« zurück

Geschlechterstereotype geben den Ausschlag: Wirken ‚politische Fertigkeiten’ unmännlich?

Werden männliche und weibliche Betriebsratsmitglieder von ihren Vorgesetzten, Kolleginnen und Kollegen unterschiedlich wahrgenommen, wenn sie ‚politische Fertigkeiten’ zeigen, d.h. ‚weiche’ Einflussfaktoren anwenden? Diese Frage erörtern Katharina Oerder und Gerhard Blickle in einer Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift "Politische Psychologie".

Mit der empirischen Studie betreten die Psychologen Oerder und Blickle Neuland, denn das Verhältnis von Geschlecht und ‚politischen Fertigkeiten’ wurde bisher vor allem theoretisch diskutiert. Unter ‚politischen Fertigkeiten’ versteht sich die Fähigkeit, "effektiv zu kommunizieren, andere von den eigenen Ideen zu überzeugen und dabei stets als ehrlich und authentisch wahrgenommen zu werden" - das Repertoire bilden vor allem ‚weiche’ Einflussfaktoren wie ‚Kompromisse schließen’, ‚Anteilnahme zeigen’ oder ‚Ehrlichkeit demonstrieren’.

Das sich weitegehend mit theoretischen Erkenntnissen deckende Resultat der empirischen Studie ist eindeutig: "Frauen bekommen bessere Evaluationen durch Kollegen oder Vorgesetzte, wenn sie indirekte Machtstrategien anwenden, da dies eher dem weiblichen Rollenstereotyp entspricht." Ebenso klar zeigt sich, dass "Männer, die ‚weichere’ Einflusstaktiken wie ‚Einschmeicheln’ verwenden, schlechter beurteilt werden als Männer mit ‚härteren’ Einflusstaktiken wie z.B. ‚auf seine Rechte pochen’. Für Frauen zeigt sich der umgekehrte Effekt."

Die Unterschiede in den Reaktionen auf dieselben Strategien von Frauen und Männern führen Oerder und Blickle auf die Erwartungshaltung der Rezipienten zurück: "Geschlechterstereotype wie die des durchsetzungsstarken Mannes (Rambo) und der sozial einfühlsamen Frau (Trösterin) können erklären, warum von Männern und Frauen, unabhängig vom konkreten Beruf, ganz unterschiedliche Dinge erwartet werden."

Die besten Bewertungen in den Augen der Vorgesetzen und Kollegen bekommt derjenige, der sich an seine klischeehafte Rolle am besten anpasst. Daher können sich auf Kommunikation und Harmonie abzielende Strategien bei Männern "zum Bumerang für die betreffende Person entwickeln."

"Männer, die ein hohes Maß an politischen Fertigkeiten zeigen," so schließen Oerder und Blickle, "könnten in einer eher traditionellen Umgebung wie einem Betriebsrat als weniger männlich und damit als rolleninkongruent wahrgenommen werden. Dies sollte zu einer Abwertung ihrer Leistung führen". M.W.

zum Journal




alttext    

 

Aktuell

Socials

Fachzeitschriften