"Das erhöhte Risiko geistig behinderter Frauen liegt im erhöhten Hilfebedarf. Es gibt für sie wenig Wahlmöglichkeiten bei der Auswahl der helfenden Personen. Die Wahrnehmung und Wahrung eigener körperlicher Grenzen kann oft nicht ausreichend gelernt werden, weil die Frauen bei der täglichen Versorgung ständig körperlichen Berührungen ausgesetzt sind.
Wünsche nach emotionaler Nähe und Wärme werden von Tätern sexuell umdefiniert. Die räumlichen Bedingungen in Einrichtungen bieten keinen Schutz, da Zimmer nicht abgeschlossen werden dürfen. Geistig behinderte Menschen werden als hilflos und wehrlos angesehen und von Tätern eher als Opfer ausgewählt. Täter finden sich im familiären und im weiteren sozialen Umfeld und in Einrichtungen sowohl unter den Mitbewohnern als auch unter betreuendem Personal.
Wenn geistig behinderte Frauen ein Gewalterlebnis berichten können, werden sie in der Regel durch ihr Umfeld nicht ermutigt, es anzuzeigen." Verantwortliche in Heimen fürchten, "dass sich eine kritische Beschäftigung mit sexueller Gewalt in der Einrichtung nachteilig im Konkurrenzkampf mit anderen Anbietern erweisen könnte."