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Freiwillige Feuerwehren: Jede zehnte Einsatzkraft wird psychisch verletzt

Etwa zehn Prozent der Einsatzkräfte Freiwilliger Feuerwehren erleiden ein folgenschweres psychisches Trauma. Zu diesem Ergebnis kamen Medizinische Psychologen der Universität Greifswald.

In der Querschnittsstudie wurden erstmals etwa 2400 Ehrenamtliche der Freiwilligen Feuerwehr mit mittlerem bis hohem Einsatzaufkommen in Mecklenburg-Vorpommern schriftlich befragt. Rund 40% der Einsatzkräfte und 87% der Wehrführer schickten ausgefüllte Fragebögen zurück. Allein die hohe Rücklaufquote werten die Autoren als ungewöhnlich.

Die Auswertung der Fragebögen ergab, dass praktisch alle freiwilligen Einsatzkräfte (95,5%) potentiell traumatisierende Ereignisse erlebt haben, die meisten mehrfach: Fast jeder zweite hat in den vergangenen fünf Jahren über zwanzig, teilweise über fünfzig belastende Einsätze gefahren. Als "belastende Einsätze" werden Erlebnisse gewertet, in denen Kinder, Jugendliche oder persönlich bekannte Opfer schwer verletzt wurden oder zu Tode kamen.

Von einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) spricht man, wenn die folgenden vier Kriterien auftreten:

  • Die eigene körperliche Unversehrtheit oder die eines anderen ist in Gefahr; Hilflosigkeit, Angst oder Entsetzen treten auf
  • Vermeidung, Schlaf- oder Konzentrationsstörungen oder Intrusionen, d.h. unvermittelt auftretenden Erinnerungen an das Erlebte
  • Psychische Störungen in einem Zeitraum von über einem Monat
  • Beeinträchtigungen im sozialen Bereich zu Familienangehörigen, Freunden oder Kollegen sowie in der allgemeinen Lebenszufriedenheit

881 Einsatzkräfte beantworteten den Fragebogen. 6% von ihnen erfüllten alle vier, weitere 4.5% drei der vier Kriterien. Damit ist jeder zehnte der Befragten entweder von einer vollen Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) oder ihrer Vorstufe (Subsyndromale PTBS) betroffen.

Zu den Möglichkeiten der Aufarbeitung nennen die Wehrführer Gespräche mit ihren Team-Mitgliedern (40%) sowie externe Unterstützung (33%), doch wünscht sich eine nicht näher bezifferte Zahl von Feuerwehrkräften eine Intensivierung der internen Gespräche. Auch wurde vorgeschlagen,  das Thema bereits während der Ausbildung eingehender zu behandeln. Allgemein wecken die belastenden Erlebnisse bei den Betroffenen auf breiter Basis eine Bereitschaft für Fortbildungen zum Thema Stressbewältigung und Einsatznachsorge: Alle befragten Wehrführer und zwei Drittel der Einsatzkräfte bekundeten daran ihr Interesse.




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