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Forensik: Optimierte Behandlung der Schizophrenie könnte Patienten und Kliniken entlasten

Die Mehrheit der forensischen Patienten leidet unter Schizophrenie. Der Anteil dieser Klientel in der Forensik steigt immer weiter. Auch der Behandlungszeitraum in der forensischen Psychiatrie nimmt ständig zu. Die Psychologin und Psychiatrin Ute Hermann (Berlin) sieht in dieser Entwicklung kein Naturgesetz; die Tendenz lässt sich vielmehr umkehren, erläutert die Therapeutin in ihrem Beitrag zu dem aktuellen Handbuch "Wegschließen für immer?".

Die Autorin gibt u.a. zu bedenken:

Das schizophrene Geschehen bahnt sich langsam an: Der Betroffene zeigt Verhaltensauffälligkeiten, die zu Irritationen und Ängsten führen. Bereits in dieser Phase benötigt der Kranke professionelle Hilfe. Doch meist findet sie nicht oder unzureichend statt, bis der Patient eine Katastrophe auslöst und in die forensische Psychiatrie eingewiesen wird. Eine rechtzeitige Behandlung hätte dies vermeiden können.

Schwierige Patienten zunächst in der Allgemeinpsychiatrie behandeln

"Eine stärkere Vernetzung von allgemeinpsychiatrischer Versorgung mit der Erfahrung des Maßregelvollzugs im Umgang mit schwierigen Patienten würde viel dazu beitragen, der zunehmenden Forensifizierung schizophrener Patienten schon im Vorfeld entgegenzuwirken. Vorstellbar wäre hier die Einbindung forensischer Experten in die integrierte Versorgung im Rahmen von Fallbesprechungen oder auch forensischen Konsilien, wenn die Gefahr von Straftaten gegeben ist.

Dies würde ein Umdenken der bisher üblichen Praxis der Abschiebung behandlungsunwilliger und schwieriger Patienten in die Forensik erforderlich machen, einschließlich der Notwendigkeit, auch in der Allgemeinpsychiatrie die Erfordernisse einer kontinuierlichen, suffizienten Behandlung in den Fokus der therapeutischen Bemühungen zu rücken..."

Keine Zeitvergeudung

Ist der Patient später dennoch in der forensischen Psychiatrie untergebracht, sieht Ute Hermann "die Problematik des psychiatrischen Maßregelvollzugs als Institution der Aussonderung psychisch Kranker, in der sich regelhaft der Behandlungsaspekt dem der Sicherung unterzuordnen hat, was gerade auch der Chronifizierung schizophrener Patienten Vorschub leistet." Hermann warnt davor, hinter Gittern "in Untätigkeit verharrend die Lebenszeit des Patienten zu vergeuden."

Optimale Nachsorge

Wird eine hochqualifizierte ambulante Nachbehandlung gewährleistet, kann bereits eine relativ frühzeitige Entlassung erwogen werden. Nachweislich führt "ein gut implementiertes System forensischer Nachsorge wie in Hessen mit der dadurch sichergestellten qualifizierten Weiterbehandlung zu einer deutlich verkürzten stationären Behandlungsdauer schizophrener Patienten im Maßregelvollzug von durchschnittlich unter vier Jahren."

Das Handbuch "Wegschließen für immer?" behandelt in Einzelbeiträgen verschiedenste neuralgische Aspekte der Forensischen Psychiatrie und stellt neben kritischen Analysen praxisrelevante Lösungsansätze zur Diskussion.

Wegschließen für immer? Ethische, rechtliche und soziale Konzepte im Umgang mit gefährlichen Menschen auf dem gesellschaftlichen Prüfstand
Haynert, Harald; Kammeier, Heinz (Hrsg.)




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