Die Gastherausgeber Proff. Dres. Stephan Ellinger und Roland Stein (Würzburg) resumieren: "Die Diskussion um Integration bzw. Inklusion verhaltensauffälliger Schülerinnen und Schüler in die Regelschule findet derzeit auf der Basis einer ausgesprochen dünnen empirischen Befundlage statt.
Im Gesamtbild ergeben sich unter bestimmten Umständen leicht günstige Befunde für inklusive Settings im Hinblick auf Leistungsaspekte, Sozialverhalten und Selbstkonzept. Dagegen stehen deutlich problematische Erkenntnisse im Hinblick auf die soziale Integration und die Wirkung auf MitschülerInnen ohne Förderbedarf.
Folgt man den positiven Prognosen für die Inklusion der Förderschüler, tritt die Leistungsförderung in den Fokus des Interesses. Offensichtlich liegt in der Verbesserung schulischer Leistungen - und damit verbunden schulischer Leistungsmotivation - eine Chance für die soziale Integration verhaltensauffälliger SchülerInnen.
Allerdings zeichnet sich hier wiederum eine negative Spirale ab: Leistungsförderung setzt eine intensive individuelle Förderung voraus, die einerseits mit erhöhter Lehreraufmerksamkeit verbunden ist (und damit auch eine gewisse Sonderbehandlung darstellt) und anderseits zur weiteren Leistungsdifferenzierung der Lerngruppe führt. Intensive Einzelförderung führt nicht zur Homogenisierung einer Lerngruppe, sondern zur Differenzierung des Leistungsniveaus."
Dres. Christian Huber und Jürgen Wilbert (Köln) belegen in einer empirischen Studie, "dass auch unter scheinbar inklusionsfreundlichen Rahmenbedingungen besonderer Förderbedarf zu sozialer Ausgrenzung führen kann. So waren Dritt- und Viertklässler, deren Förderbedarf von den Lehrkräften als hoch eingestuft wurde, signifikant häufiger von sozialer Ausgrenzung betroffen als Schüler mit geringem oder normalem Förderbedarf. Insgesamt war das Ausgrenzungsrisiko bei Schülern mit hohem Förderbedarf etwa doppelt so hoch wie bei Schülern mit normalem oder geringem Förderbedarf ..."
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