Die Psychologen heben zwei Aspekte hervor:
- "Kinder spielen. Das gilt nicht nur im Hinblick auf die unterschiedlichsten rezenten Kulturen, sondern auch mit Rückblick auf Kulturen und Geselschaften wie die Jäger und Sammler. Bei ihnen zeigen sich bereits all jene Spielformen, die wir heute beobachten können. Spiel kann wesentlich dazu beitragen, jene Kompetenzen und Fertigkeiten zu erwerben, die von den erwachsenen Mitgliedern in einer Kultur und Gesellschaft verlangt werden. Beispielsweise kann das Kampfspiel bei Jägern und Sammlern dazu beitragen, jene körperlichen Fähigkeiten zu trainieren, die bei der Jagd benötigt werden, und möglicherweise trägt es allgemein zum Erwerb interpersonaler Fertigkeiten bei.
- Was und wie Kinder spielen, ist in starkem Maß kulturell und historisch bestimmt. Anderseits zeigt sich auch, wie Spielphantasien die Interpretation der Alltagserfahrungen beeinflussen können. Kurz gesagt, das Kinderspiel ist nicht nur ein (kindlich verzerrtes) Abbild der jeweiligen gesellschaftlichen und kulturellen Erfahrungen, sondern auch Träger und Vermittler von Kultur."
Die aktuelle Situation kommentiert Professor Dr. Rolf Oerter in Psychologie&Gesellschaftskritik: "Das Spiel ist für die Entwicklung des Kindes eine zentrale Tätigkeit. Es dient der mentalen und körperlichen Hygiene. Seine evolutionäre Verankerung und kulturelle Universalität legen den Schluss nahe, dass sich Spiel zwar hemmen, aber nicht verdrängen lässt. Dennoch ist das Spiel in seinen optimalen Formen in unserer Gesellschaft durch das Überangebot an Unterhaltung gefährdet. Nur eine aktive Unterstützung des kindlichen Spiels kann gewährleisten, dass Kinder sich optimal entwickeln ..."
Die Entwicklung der Psyche in der Geschichte der Menschheit
Auf dem Weg zu einem integrativen Ansatz
Jüttemann, Gerd (Hrsg.)