"Der Effekt der Selbstkontroll-Therapie für Epileptiker besteht darin, dass über die Entwicklung konkreter Gegenmaßnahmen gegen die Anfälle die eigene Handlungsfähigkeit im Umgang mit der Epilepsie entwickelt und erweitert wird.
Dadurch verliert der einzelne Anfall seinen Schrecken. Im Rahmen der Selbstkontroll-Therapie kann er vorübergehend sogar als hilfreich angesehen werden, weil aus der Analyse der Bedingungen seines Auftretens Möglichkeiten der Beeinflussbarkeit von Anfallssituationen erschlossen werden können. Der epileptische Anfall wird nicht mehr als etwas erlebt, dem Patienten völlig hilflos ausgeliefert sind, sondern wird nun auch neugierig beobachtet und analysiert, weil herausgefunden werden soll, was getan werden kann, um die Kontrolle über den Körper soweit wie möglich zu behalten bzw. zurückzugewinnen. So kann die Epilepsie als Aufgabe verstanden und Stück für Stück angenommen werden, anstatt sie zu verdrängen, zu verleugnen oder als einen unerwünschten, beängstigenden Teil des Körpers und Lebens abzuspalten ..."
Dr. Gerd Heinen hat, gemeinsam mit Dr. Christiane Schmid-Schönbein, sein verhaltensmedizinisches Konzept bereits 1999 erstmals vorgestellt. Trotz positiver Resonanz hat es sich nicht auf breiter Front durchgesetzt; die Fachwelt favorisiert nach wie vor die Medikation und verhält sich gegenüber der ergänzenden Psychotherapie vorwiegend ignorant.
In seinem jüngsten Werk "Selbst-Handeln bei Epilepsie - Eine subjektwissenschaftliche Grundlegung einer psychosomatischen Epileptologie" analysiert Heinen jetzt den zugrunde liegenden Erkenntnisprozess, setzt sich kritisch mit vorherrschenden Meinungen und Leitlinien auseinander und zeigt, wie ein bio-psycho-soziales Gesundheits- und Krankheitsverständnis in der Epileptologie zu einer erweiterten Handlungsfähigkeit sowohl des Patienten als auch des behandelnden Arztes führen kann.
weitere Informationen