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Entwicklung der Psyche in der Geschichte der Menschheit: Empathie und Einfühlungsvermögen nehmen zu

In der Entwicklungsgeschichte der Emotionalität sind seit einigen Jahrhunderten in westlichen Kulturen wesentliche Fortschritte unübersehbar: Aversive Haltungen wurden seltener, empathische häufiger. "Wie ist es psychohistorisch zu erklären, dass im 12. Jahrhundert Liebe als Raison d´etre wiederentdeckt wurde und im 18. Jahrhundert Empathie dazu führte, die Folter aus dem Recht zu streichen?" Derartige Fragen stellt der Historiker Professor Dr. Peter Dinzelbacher an die Psychologie. Sein Beitrag erschien in dem neu vorgelegten Reader "Die Entwicklung der Psyche in der Geschichte der Menschheit", herausgegeben von Gerd Jüttemann.

"Während im römischen wie germanischen Altertum der Vater sein Kind ungestraft töten durfte und eine nahezu unbeschränkte ´patria potestas´ bis weit in die Neuzeit hinein die Praxis war, gilt seit 2000 nach deutschem Gesetz: Kinder haben einen Anspruch auf gewaltfreie Erziehung...." "Am markantesten wurde der Wandel in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der in der Gegenwart zum konträr übertriebenen Habitus der Pädolatrie geführt hat," schreibt Dinzelbacher.
 
"In genauer Parallele, nur schneller, entwickelte sich in europäischen Staaten die Befreiung der Frau von der väterlichen, brüderlichen und eheherrlichen Gewalt." War die blutige Züchtigung der Frau im Mittelalter erlaubt - soweit sie am Leben blieb -, wird inzwischen jede körperliche oder psychische Verletzung geächtet. "Die Krassheit, die die Deformierung der weiblichen Lebensbefindlichkeit in Richtung Unterwürfigkeit erreichte, ist uns gegenwärtig nicht mehr vorstellbar ..."
 
"Wenn wir das offenbar steigende Vermögen zur Empathie, zum Mitleid, zur Einfühlung in andere Wesen betrachten, ist davon auszugehen, dass dieses Vermögen in allen historischen Epochen stets als Potentialität existierte. Warum wurde es aber erst in bestimmten Bereichen im Hochmittelalter, in anderen erst im Barockzeitalter so stark, dass es in der Gesellschaft manifest und geschichtsmächtig wurde, d.h. alte aversive Traditionen veränderte?
 
Die Spiegelneuronen existierten doch stets, warum setzte sich erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Überzeugung durch, es sei besser, Kinder ohne Prügel und Demütigungen zu erziehen? Wirkt das von der Verhaltensforschung eruierte Kindchenschema nicht immer gleich?" Weiter fragt Dinzelbacher: "Ist es also so, dass einige Elemente der psychischen Ausstattung des Homo sapiens nur beim Vorhandensein bestimmter Rahmenbedingungen aktiviert werden, sonst aber latent bleiben?"  

Die Entwicklung der Psyche in der Geschichte der Menschheit
Auf dem Weg zu einem integrativen Ansatz
Jüttemann, Gerd (Hrsg.)




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