Von der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) sind zwischen 5 und 7 Prozent aller Kinder weltweit betroffen. Viele von ihnen besuchen eine Förderschule, obwohl in den meisten Fällen keine Intelligenzminderungen vorliegen. Das unaufmerksame und impulsive Verhalten ist aber nur schwer mit dem Unterricht in einer Regelschule zu vereinbaren.
Grundsätzlich lässt sich ein positiver Effekt von körperlichen Aktivitäten auf die Reduktion von ADHS-Symptomen nachweisen. Die Autoren möchten diese Wirkung auch in den schulischen Kontext integrieren. In ihrem Programm „HIIT“ absolvieren ADHS-Kinder einmal wöchentlich vor dem eigentlichen Unterricht ein Sport- und Entspannungsprogramm. Drei Phasen maximaler körperlicher Belastung (Outdooraktivitäten mit extrem hoher Intensität) folgte jeweils eine Pause, in der die Schüler mit geschlossenen Augen auf einer Bank liegen. So wird ihnen der Wechsel von Belastung und Erholung klar kenntlich gemacht.
In einer anschließenden Stillarbeitsphase, eigentlich eine der stärksten Herausforderungen für hyperaktive Kinder, zeigten die bisher untersuchten Schüler eine deutliche Symptomminderung. Die Aufmerksamkeit war verbessert, die Impulsivität verringert.
Mit dieser kostengünstigen und recht aufwandsgeringen Maßnahme könnte vielen Kindern geholfen werden, sich entsprechend ihrer Begabungen und Talente zu entwickeln – damit ihre Hyperaktivität der schulischen Entwicklung nicht im Wege steht.
Literatur:
Gino Casale, Miriam Brüggemann, Thomas Hennemann: Aufmerksamkeitsstörungen im Unterricht durch körperliche Aktivität reduzieren? Konzeption und erste Befunde eines Hochintensiven Intervalltrainings für Schüler mit ADHS.
In: Empirische Sonderpädagogik, Ausgabe 1/2019, S. 71–78.