"Kunsttherapeutische Bilder illustrieren Emotionen und ihre Veränderungsprozesse in sehr persönlicher Weise." Sind Emotionen gestaltet, werden sie sichtbar. KlientInnen können sich distanzieren oder sich annähern. "Der kunsttherapeutische Prozess ermöglicht das probeweise Zulassen sowohl der unangenehmen als auch der angenehmen Emotionen, die in ihm gebannt, gewandelt oder ausprobiert werden können. Er lädt dazu ein, emotionale Ambivalenz bzw. Ambiguität auf Bildebene auszuhandeln, und lässt dabei erkennen, wie vermeintlich Widersprüchliches ´trotzdem´ zusammengehört, indem die Komplexität von Emotionen im Verlauf zunächst visuell, dann auch verbal (im Gespräch mit der Therapeutin) erfassbar werden. In der Kunsttherapie werden Emotionen durch die Verbindung visueller, mentaler und handelnder Erfahrung im Erleben präsent und schließlich im Selbstbild integrierbar."
Heutige Konzepte von Emotionen betonen vor allem ihre spezifische funktionale Zweckmäßigkeit für das existentielle situative Überleben eines Menschen und somit Adaption an Anforderungen in seiner Umwelt. Emotionen informieren über Motivation, stoßen zielführende Handlungen an und ermöglichen in der sozialen Gemeinschaft eine bedürfnisorientierte Kommunikation. Für alle diese Anpassungsprozesse sind negative wie positive Emotionen gleichermaßen bedeutsam ..."
Literatur zum Thema
Alexandra Daszkowski: Wenn Gefühle Farben formen: Kunsttherapie und emotionsfokussierte Psychotherapie.
In: Musik-, Tanz & Kunsttherapie 2/2021, S. 212-225