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Eltern versuchen häufig, die Verantwortung für Erziehungsprobleme an den Arzt zu delegieren

ADHS-Therapie: Die Aufmerksamkeitsdefizit- bzw. Hyperaktivitätsstörung (ADHS) kann das Leben Betroffener und ihrer Familien unerträglich chaotisch werden lassen. Die Behandlung mit Ritalin bringt - trotz ihrer Nebenwirkungen - meist eine Befreiung. Allerdings neigen auch viele Eltern bei keineswegs krankhaften Erziehungsstörungen dazu, ihre Kinder zu "pathologisieren" und eine ADHS-Therapie anzustreben, kritisieren Rosmarie Weissensteiner und Thomas Slunecko (Wien) in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Psychologie und Gesellschaftskritik".

"Psychiatrische Diagnosen führen oft zu Erleichterungen und auch zu Entschuldungen der Eltern, außerdem öffnen sie die Türen zu psychosozialen Hilfsangeboten. Die professionelle Wahrnehmung durch das Medizinsystem und die Bestätigung der Problematik durch die Diagnose ADHS ist von Eltern daher erwünscht. Der Gang zu Experten des Gesundheitssystems und die professionelle Begutachtung der Kinder stellt eine fest verankerte Handlungsstrategie im Diskurs dar.
 
Wird die von Eltern vermutete Diagnose nicht bestätigt oder verweigert, führt dies zu großer Enttäuschung. Abweichende Expertenmeinungen werden von Eltern nicht aufgegriffen, sondern die fachliche Kompetenz und Autorität der behandelnden Personen in Frage gestellt. Vor allem von Experten geäußerte Kritik an der Erziehung wird besonders negativ aufgefasst, impliziert sie doch wieder eine Schuldzuweisung.
 
Psychodynamische Erklärungsansätze werden von betroffenen Eltern mitunter massiv abgewehrt. Das medizinische System liefert mit der Diagnose ADHS ein Deutungsangebot, mit dem sich die Problematik über biomedizinische Ursachenzuschreibungen bei den Kindern verorten lässt und Eltern von einer Erziehungsschuld befreit. Eltern, die ansonsten mit dem Vorwurf der Erziehungsverfehlung konfrontiert sind, können sich so aus einem Schulddiskurs befreien ..."

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