"Die Suchtproblematik macht weder vor institutionellen noch vor Ländergrenzen halt. Die Dresdner Hochschulmedizin steht deshalb in der Pflicht mit innovativen Programmen betroffenen Familien passgenaue Therapien anzubieten, die ihnen in ein suchtfreies Leben zurückhelfen", erklärt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Dresden. "Dank der engen interdisziplinären Zusammenarbeit am Uniklinikum können wir nach einem Jahr auf eine positive Bilanz zurückblicken, die zeigt, dass die Mechanismen der neuen Initiative greifen. Darüber hinaus setzen wir auch auf eine länderübergreifende Zusammenarbeit im Bereich der Forschung, die vom Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz unterstützt wird", so der Medizinische Vorstand weiter.
Insgesamt 45 Mütter und Väter haben sich bisher in der Suchtambulanz der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie vorgestellt. "Es sind vor allem jüngere Frauen und Männer bis zu einem Alter von 30 Jahren, die drogenabhängig sind. 32 unserer 45 Patienten konsumieren Crystal Meth", erklärt Prof. Ulrich Zimmermann, Leiter der Suchtambulanz. Das hat dramatische Folgen für die Neugeborenen: Viele leiden unter Zitter- und Krampfanfällen, innerer Unruhe und weiteren während der Schwangerschaft durch Drogen ausgelösten Symptome. Zudem sind Frühgeburten besonders häufig. 56 Prozent der Patienten, die sich im vergangenen Jahr im Uniklinikum vorgestellt haben, konnten ihre Behandlung erfolgreich abschließen oder sind noch in ambulanter Behandlung. Von 26 Patienten, die eine Behandlung an der Suchtambulanz im Uniklinikum Dresden begannen, absolvierten zwei Drittel die Therapie zu Ende. Anschließend wurden die Mütter und Väter an Suchtberatungsstellen vermittelt. Dieses Ergebnis wirkt sich auch auf die Anzahl der Neugeborenen aus, die direkt mit ihren Eltern nach Hause gehen konnten: von 2015 (37 Prozent) auf 2016 (53 Prozent) erhöhte sich der Anteil signifikant.
Mama denk an mich
Die Initiative "Mama denk an mich" bietet den Betroffenen ein enges Zusammenspiel von Ärzten aus den Bereichen Geburtshilfe, Neugeborenenmedizin und Suchttherapie. "Viele der betroffenen Frauen haben Angst vor einer Stigmatisierung und dem Verlust ihres Kindes, wenn Sie sich den Ärzten gegenüber offenbaren. Mit der im März 2016 gestarteten Initiative "Mama denk an mich" bieten wir ein umfangreiches Versorgungsprogramm und können neben den Neugeborenen auch die Eltern optimal betreuen, erklärt PD Dr. Dinger, stellvertretender Leiter der Neonatologie und pädiatrischen Intensivmedizin am Uniklinikum. "Viele der betroffenen Eltern haben, wenn sie sich der Sucht stellen, eine gute Chance das Sorgerecht für das eigene Kind zu behalten." Der Raum Dresden profitiert in Sachsen besonders von der Initiative des Dresdner Uniklinikums, da sich die Fallzahlen hier in den letzten Jahren auf hohem Niveau stabilisiert haben. Doch auch in Chemnitz und Leipzig gibt es heute steigende Tendenzen.
Deutsch-Tschechisches Symposium
Das vom tschechischen Regierungsrat für drogenpolitische Koordination ausgerichtete "Symposium zur Prävention und Behandlung von Methamphetamin" findet vom 9. bis 10. Mai in Prag statt. Im Rahmen der internationalen Veranstaltung geben Prof. Ulrich Zimmermann und PD Dr. Jürgen Dinger ihre Erfahrungen in der interdisziplinären Zusammenarbeit weiter und klären deutsche und tschechische Kollegen über die Initiative "Mama denk an mich auf". Das Praxisbeispiel ist dabei eines von mehreren im Rahmen des Symposiums vorgestellten Pilotprojekten, die dem steigenden Drogenmissbrauch entgegenwirken sollen.
Kontakt für Betroffene
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
FamilieNetz - Initiative "Mama, denk an mich"
Heike Menz
Tel.: 0351 458 66 33
E-Mail: mama.dam@ukdd.de
Kontakt für Journalisten
Universitätsklinikum Carl Gustav
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin
Leiter: Prof. Dr. Mario Rüdiger
Tel.: 0351 458 3640
E-Mail: mario.ruediger@uniklinikum-dresden.de
www.uniklinikum-dresden.de/kik
Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Spezialambulanz für Crystal-abhängige Schwangere
Oberärztin Dr. Katharina Nitzsche
Tel.: 0351 458 56 74
E-Mail: katharina.nitzsche@uniklinikum-dresden.de
www.uniklinikum-dresden.de/gyn
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Suchtambulanz
Leiter und stellvertretender Klinikdirektor: Prof. Dr. Ulrich Zimmermann
Tel.: 0351 458 2760
E-Mail: Ulrich.Zimmermann@uniklinikum-dresden.de
www.uniklinikum-dresden.de/psy