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DGPM: Psychosomatische Betreuung Geflüchteter trägt entscheidend zur Integration bei

Seit Jahren macht die DGPM darauf aufmerksam, dass Geflüchtete intensive psychosomatische Betreuung und klare Aufenthaltsverhältnisse benötigen, damit eine erfolgreiche Integration in Deutschland gelingen kann. Eine aktuelle, noch unveröffentlichte Studie der psychosomatischen Abteilung des Universitätsklinikums in Erlangen belegt nun, dass 35 Prozent der syrischen Geflüchteten mit Aufenthaltserlaubnis inzwischen den Weg in die Arbeitstätigkeit finden. „Das ist als großer Erfolg zu werten, der unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass sich bei den syrischen Geflüchteten vergleichsweise schnell der Aufenthaltsstatus klären lässt“ sagt Professor Dr. Yesim Erim, Leiterin der Psychosomatischen und Psychotherapeutischen Abteilung am Universitätsklinikum Erlangen.

Erst mit der Sicherheit einer dauerhaften Aufenthaltserlaubnis könne eine, sofern notwendig, zielführende psychosomatische Betreuung und Eingliederung in die Gesellschaft vorangebracht werden. Die Studie habe zudem gezeigt, dass die psychische Belastung von Geflüchteten wesentlich durch die Anzahl der erlebten Traumatisierungen im Heimatland sowie durch die wahrgenommene Diskriminierung durch ihre soziale Umgebung in Deutschland bestimmt werde. „Wir müssen uns bewusst sein: Auch in Deutschland Erlebtes kann zu einer weiteren Traumatisierung beitragen“, so Professor Erim. Beispielhaft nennt die Expertin die teils schlechte Versorgung in Ankunftszentren oder Ausgrenzungserfahrungen.

Weitere Ergebnisse wurden aus dem Bereich der staatlichen Unterstützung in Baden-Württemberg berichtet. Dort hatte die Regierung entschieden, 1000 jesidische Frauen und Kinder in das Bundesland zu holen und zu unterstützen. Ihre Betreuung wird von der Psychosomatischen Klinik am Universitätsklinikum Tübingen koordiniert. Auch drei Jahre nach Ankunft in Deutschland wiesen 93 Prozent der befragten Frauen eine posttraumatische Belastungsstörung auf. „Die psychosozialen Angebote tragen hier zwar zur Stabilisierung der Frauen bei – die in diesen Fällen jedoch sehr schweren Traumatisierungen im Herkunftsland zeigen, dass die Psychotherapie hier auch an ihre Grenzen kommt“, so Professor Erim. Die Fälle der jesidischen Frauen verdeutlichten, wie schwer das Erlebte auf vielen Geflüchteten laste und eine Integration behindern könne. „Das zeigt uns auch, dass wir kontinuierlich daran arbeiten müssen, psychosomatische Behandlungen individuell auf die Bedürfnisse der jeweiligen Geflüchteten anzupassen“, so Professor Erim.

Wie individuell angepasste Hilfe aussehen kann, zeigten zuletzt Forscher der Universität Leipzig: Sie entwickeln eine Selbsthilfe-App für traumatisierte syrische Flüchtlinge in Deutschland. Die arabischsprachige App mit verhaltenstherapeutischen Elementen soll bei der Bewältigung von traumatischen Kriegs- und Fluchterfahrungen helfen. Geplant ist, dass die App ab 2020 für digitale Endgeräte wie Smartphones kostenfrei zur Verfügung gestellt werden kann.

„Als Fachgesellschaft können wir sagen, dass die Arbeit in der Psychosomatik in den letzten Jahren stark geprägt war von den ankommenden, teils schwer traumatisierten Geflüchteten. Wie gut und wichtig eine angemessene psychosomatische Betreuung ist, zeigen aktuell die Zahlen über syrische Geflüchtete aus Erlangen“, so Professor Dr. med. Harald Gündel, Mediensprecher der DGPM aus Ulm. Dass über ein Drittel dieser größten Gruppe Geflüchteter in den Arbeitsalltag findet, sei auch als gemeinsamer Erfolg der einheitlichen Bemühungen der psychosomatischen Abteilungen deutscher Universitätskliniken zu werten.
 

Pressemitteilung:

https://idw-online.de/de/news729424

 

Literatur zu Thema:

Jan Kizilhan: Psychoedukation bei Traumastörungen:
Manual für die Gruppenarbeit mit MigrantInnen und Geflüchteten

Pabst 2018, 180 Seiten mit CD-Rom, ISBN 978-3-95853-407-0, PDF 978-3-95853-408-7

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