Als Otte nach einer regenreichen Fahrt auf dem Motorrad zu Gast bei Freunden vom Fieber geschüttelt wurde, legte sich Timmy, der Hund des Hauses, auf die fiebrige Brust des Patienten, um diesem Wärme zu spenden. Dort blieb er exakt bis zum Zeitpunkt, an dem es dem Autor wieder besser ging: "Die medizinischen Kenntnisse, die pflegerische Ausdauer und die karitativen Ambitionen des Köters waren aus Sicht des Kranken schlichtweg umwerfend. Hier schien eine intuitive, vorargumentative Moral am Werk zu sein, deren Selbstlosigkeit verblüffte." Ignorierte der Hund bei seinem ungefragten therapeutischen Eingriff bereits die Willensentscheidung des Kranken, erfolgten auch Behandlung und Nachsorge auf medizinethisch eher fragwürdige, aber äußerst effektive und kostengünstige Weise: "Inbrünstig verstieß Timmy gegen das unumstößliche medizinische Diktum: Keine Therapie ohne Diagnose. Auf welche sollte er sich denn wohl stützen? Woher nahm er die klinische Sicherheit, dass in diesem Fall Wärme das angezeigte Mittel der medizinischen Wahl sei? Aus platonischem Gedankenvorrat? Oder gar aus naturheilkundlich-komplementärmedizinischer Überheblichkeit? Die nicht immer transparenten Wege der Erfahrungsmedizin scheiden, angesichts seines so jungen Hundelebens, wohl aus. Kurzum: Timmy war, nach den Regeln der medizinischen Profession, ein veritabler Kurpfuscher, ein Dilettant im Hundekostüm, der - im krassen Unterschied zu seinen humanen Kollegen - seine Dienste umsonst anbot."