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Das Chaos und das Unbewusste: warum wir häufig irren und Pannen auslösen

Pannen und Irrtümer können Menschen und Gruppen entlarven, Probleme durchsichtig machen, präzise Einschätzungen generieren. Wer im Alltagsleben Missgeschicke genau beobachtet und im Kontext analysiert, erfährt oft Überraschendes und Hintergründiges. 17 Wissenschaftler aus der Psychologie und verwandten Disziplinen zeichnen in einem aktuellen Reader Psychopathologieen von "Panne, Irrtum, Missgeschick".

Unter vielen anderen Aspekten analysiert der Sozialpsychologe Professor Dr. Hans Dieter Mummendey ein in der Wirtschaftspsychologie und bei Personalverantwortlichen weitgehend vernachlässigtes Phänomen: die Selbstschädigung. Ihre Motive sind schwer diagnostizierbar, und ihre Phänomenologie ist variantenreich:

  • Fehlwahrnehmungen und falsche Erwartungen
  • Erwartungen ungünstiger Folgen
  • Starres Festhalten an kognitiven Mustern
  • Leistungsambivalenz und Furcht vor Erfolg
  • Unangepasstes Insistieren nach Misserfolg
  • Missglückte Entlastung von Verantwortung
  • Selbstvorwürfe und Schuldgefühle
  • Passivität, "erlernte Hilflosigkeit"

Oft finden wir Mitarbeiter, die "dazu neigen, ein attraktives Ziel mit selbstschädigenden Mitteln zu erreichen; indem sie eine schwierige Lösung einer einfachen vorziehen, erwerben sie Zuschreibungsvorteile und einen Selbstwertzugewinn, z.B. mehr Stolz auf die eigene Leistung."
 
Die interdisziplinären Beiträge liefern eine große Zahl empirisch fundierter, alltäglich nutzbarer Informationen. Professor Dr. Jürgen Kriz formuliert den systemtheoretischen Hintergrund: "Wenn das Chaos durch die gewohnte Ordnung bricht, wird deutlich, wie die Stabilität unserer (Er-)Lebenswelt und die Strukturen unserer Kultur dem unvorhersehbaren Strom komplexer Naturvorgänge nur mühsam abgerungen sind. Wir sind keineswegs so sehr Herr in unserer Welt wie uns das Alltagsbewusstsein vorgaukelt.
 
Solche Einbrüche werden meist zunächst als Desaster erfahren: partieller Kontrollverlust, durchkreuzte Pläne, verlorene ´Fassung´. Und doch betonen unterschiedliche Weisheitslehren und Wissenschaftsdisziplinen, dass gerade in Desastern die Chance für Entwicklung liegt ..."
 
Doch können Fehlleistungen als Versprecher oft auch vor allem lustig sein, schreibt der Psychoanalytiker Professor Dr. Jürgen Körner. "Weil sie - ähnlich wie der Witz - dasjenige, was wir niemals zu denken gewagt hätten, überraschend zum Vorschein bringen. Je größer der Kontrast zwischen dem Unsagbaren, dem ängstlich Verborgenen und der unverschämten Offenheit einer Fehlleistung, desto heller die Freude beim Zuhörenden. Dem Sprecher ist´s peinlich, vor allem dann, wenn er mit seinen Zuhörern die Gewissheit über die Allgegenwart des Unbewussten teilt ..."

Panne – Irrtum – Missgeschick
Die Psychopathologie des Alltagslebens in interdisziplinärer Perspektive
Boothe, Brigitte; Marx, Wolfgang; Wehner, Theo (Hrsg.)




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