Es wurde höchste Zeit: Das EU-Parlament schafft die Sommerzeit ab. Der Laie fühlt es, Wissenschaftler belegen es: Die unausgeschlafenen Frühaufsteher verstehen schlechter, lernen schlechter, arbeiten schlechter ... Dr. Tanja Gabriele Baudson und KollegInnen beschreiben in einem Reader, wie elementar und unentrinnbar wir von unserer "inneren Uhr" bestimmt sind: "Chronobiology and Chronopsychology".
Wir können die "innere Uhr" - d.h. den zirkadianen Rhythmus - nicht wirklich beeinflussen, doch sie kann sich im Lauf des Lebens ohne unser Zutun verändern: In früher Kindheit beginnt die natürliche Hellwach-Phase meist relativ früh und verlagert sich häufig im Lauf des Lebens auf mehr oder weniger spätere Tageszeiten. Im hohen Alter kann sich der Trend wieder zurück in Richtung Frühaufsteher umkehren.
Studien belegen, dass in den Hellwach-Zeiten die Lernfähigkeit, die Erinnerungsfähigkeit, die Problemlösefähigkeit und viele andere Qualifikationen um ein Mehrfaches höher liegen als in unvorteilhaften Phasen. Junge Erwachsene zeigen meist am frühen Nachmittag die beste Performance; Ältere erreichen ihr Leistungshoch öfter am Morgen. Wie biologisch die Rhythmusverschiebung verankert ist, belegen Tierstudien: Bei Ratten ist sie gleichfalls nachweisbar.
Der übliche soziale Rhythmus orientiert sich eher an Frühaufstehern. Daher sind die - meist lebenslang konstanten - Nachteulen tendenziell benachteiligt: zunächst in der Schule und in der Ausbildung, später im Berufsleben; ihre Leistung bleibt möglicherweise immer unter ihrem Potenzial. Und gern werden Spätaufsteher als Faulenzer diskriminiert.
Biorhythmen teilt der Mensch mit der gesamten Natur: Biologen finden sie beim Einzeller und Astrophysiker im Weltraum. Rhythmen stabilisieren und dynamisieren Entwicklungen in Mikrobereichen wie im Weltall. 14 AutorInnen beschreiben in "Chronobiology and Chronopsychology" Details und - oft überraschende - große Zusammenhänge.