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Cannabis als Medizin: irrationale, aber erfolgreiche Symptomlinderung

Cannabis wird als Medikament in den meisten Fällen (ca. 70 Prozent) zur Schmerztherapie verordnet, relativ oft auch zur Linderung von Spastiken. Schwere Nebenwirkungen und Drop-out-Raten sind gering. Am häufigsten verschreiben Allgemeinmediziner und Anästhesisten Cannabispräparate, berichten Dr. Ilja Michels und Professor Dr. Heino Stöver in der aktuellen Ausgabe von "Rausch - Zeitschrift für Suchttherapie".

Schmerz- und Palliativmediziner halten sich bei der Verschreibung zurück und berufen sich darauf, dass Cannabinoide bisher in ihrer Wirksamkeit zu wenig untersucht sind. Klar definierte Indikationen lassen sich wissenschaftlich noch nicht begründen. Bei HIV und diversen psychischen Erkrankungen belegen Studien bisher nur bescheidene Wirksamkeit, bei Psychosen sogar eine Verstärkung der Symptomatik. "Daher tut sich die verfasste Ärzteschaft mit den neuen Therapiemöglichkeiten schwer", beobachten Michels und Stöver. Die Behandlung erscheint in der wissenschaftlich geprägten Medizin als irrational.

 

Dennoch: "Letztlich gibt es aus heutiger Sicht viele - unterschiedlich gesicherte - Indikationen für Cannabis", stellt der Psychiater Hendrik Faure (in "Rausch") fest. "Gut belegt sind die Wirkung gegen Übelkeit und Erbrechen, die Milderung von unangenehmen Gefühlsstörungen, Schmerzen oder Verkrampfungen bei neurologischen Erkrankungen, die Linderung von Symptomen bei Allergien, von manchen Darmerkrankungen und Autoimmunerkrankungen sowie eine Symptomabschwächung bei einigen psychiatrischen Krankheitsbildern ..."

 

Für drei Gruppen sieht Faure einen klaren Nutzen in der Cannabismedikation:

 

- Für wenige "schwer Kranke, denen Cannabis bei der Linderung von Symptomen hilft bzw. denen es hilft, ihre Symptome zu ertragen

- Für Kranke, die ihr Leiden lieber mit Cannabis behandeln als mit giftigeren Medikamenten

- Für gesunde, schauspielerisch begabte, hedonistische Cannabiskonsumenten, die einen Arzt finden, der ihnen Symptome glaubt und ihren Konsum per Rezeptformular legalisiert."

 

Damit wird die Anforderung an Ärztinnen und Ärzte nicht vereinfacht. Sie müssen zudem in jedem Einzelfall ein aufwändiges, komplexes Genehmigungsverfahren absolvieren; zu etwa 40 Prozent werden Genehmigungen versagt. Doch bei einer genehmigten Therapie kann die Krankenkasse noch immer eine wirtschaftliche Verordnungsweise "anmahnen" ... Denn die Preise für Cannabis-Präparate sind, so Faure, "ruinös".

 

Literatur zum Thema

Ilja Michels, Heino Stöver (Hrsg.): Cannabis als Medizin.
Themenausgabe RAUSCH - Wiener Zeitschrift für Suchttherapie, Nr. 3/2019

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