Die zur Diagnose verwendeten Fragebögen wie das Maslach Burnout Inventory seien infrage zu stellen, da bei ihnen die zeitliche Entwicklung dieses Prozesses fehle, der besonders engagierte Mensche treffe und sie nach und nach in einen depressionsähnlichen Zustand führe. Auch wenn zahlreiche psychosomatische und somatische Beschwerden sowie Verhaltensauffälligkeiten - u. a. von vegetativen Überreaktionen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen über Ängstlichkeit, Substanzmissbrauch, Zunahme von Fehltagen bis zu Verzweiflung und Suizidalität - mit Burnout assoziiert wurden, gibt es noch keine Art von Algorithmus, der zu einer eindeutigen Diagnose führen könnte.
In ihrem Vortrag, der im Abstractband des Symposiums nachzulesen ist, gaben Michalsen und Hillert einen Überblick über die wesentlichen Untersuchungen, die in den letzten zehn Jahren bei ca. 5.000 Ärzten und Pflegekräften in Mitteleuropa durchgeführt wurden. Dabei erläuterten sie ihre Schlussfolgerungen in Bezug auf die tatsächliche Prävalenz von Burnout bei Intensivmedizinern und entwickelten Lösungsansätze. Sie gehen dabei auf verschiedene Modelle ein, darunter das "Effort-reward-imbalance-Modell": Demnach könne ein chronisches (berufsbedingtes) Überlastungssyndrom als ein "empfundenes summarisches Ungleichgewicht zwischen Leistung und Mühe für den Beruf einerseits und Belohnung und Lohn durch den Beruf andererseits" beschrieben werden. Die Frage, ob Anästhesisten und Intensivmediziner tatsächlich stärker an Burnout leiden als Kollegen anderer Fächer oder Berufe, bleibt offen.