"Psychisch kranke Menschen werden immer noch diskriminiert. Das hat vor allem in der Arbeitswelt negative Folgen", stellt Prof. Richter fest. "Psychisch kranke Menschen gelten häufig als Arbeitsverweigerer oder Versager. Dabei erkranken nicht selten gerade diejenigen, die sich beruflich und privat zu viel zumuteten."
Trotz des großen Interesses der Medien ist in der Bevölkerung immer noch viel zu wenig über Erkrankungsrisiken, Vorbeugung, Behandlungsmöglichkeiten oder Heilungschancen psychischer Erkrankungen bekannt. Damit werden große Chancen verpasst, der Entwicklung einer psychischen Erkrankung vorzubeugen, eine rasche Heilung zu ermöglichen oder die Folgen einer psychischen Erkrankung abzumildern. Viele gehen aus Scham oder Sorge um ihren Arbeitsplatz trotz massiver Beschwerden zur Arbeit, anstatt sich rechtzeitig behandeln zu lassen. Damit riskieren sie, dass ihre psychische Erkrankung chronisch und die Behandlung umso aufwendiger wird.
"Um eine Veränderung der Einstellungen gegenüber psychischen Erkrankungen zu erreichen, ist eine gemeinsame Aktion aller gesellschaftlich relevanten Gruppen notwendig", fordert Prof. Richter. "Die BPtK schlägt deshalb ein Nationales Aktionsprogramm Psychische Gesundheit vor." Wesentlicher Bestandteil dieses Aktionsprogramms müsse die Aufklärung über psychische Gesundheit und Krankheit, insbesondere über Erkrankungsrisiken, Vorbeugung, Behandlungsmöglichkeiten und Heilungschancen sein. "Unser Ziel ist, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen nicht mehr benachteiligt werden und psychisch kranke Arbeitnehmer ihre Erkrankungen nicht mehr verheimlichen müssen."